Nie wieder Currywurst
Ich bin wahnsinnig tolerant und auch unendlich geduldig.
Wenn ich jedoch das Gefühl habe, wiederholt Schlechtes angedreht zu bekommen, mach ich Schluss. Also nie wieder Currywurst.
Denn ich setze als (ehrenamtlicher) Wursttester meine Geschmacksnerven zu häufig aufs Spiel.
Möchte dies jedoch nicht umsonst und wiederholt mit dem gleichen Produkt tun. Denn die mit Mut und totalem Opferwillen verkostete schlechteste Currywurst südlich von Berlin berührte die Grenzen meiner unendlichen Toleranz.
Jedoch weiß ich jetzt, welcher Vergleich für derartige Currywürste passt. Currywurst mit Pommes sind die Jogginghosen des Street Food. Und zwar eine assig ausgeleierte und unansehnlich Jogginghose.
Unansehnlich sind diese Kleidungsstücke in der Tat ohnehin. Aber es gibt immer eine Steigerungsform – die Unansehnlichste an sich. Freilich habe ich die beste Currywurst südlich von Berlin gelobt, denn es war keine Berliner Currywurst und schon gar keine ungewürzte Brühwurst. Es war eine Bratwurst mit einer sehr guten Currysoße und knusprigen Pommes frites.
Nie wieder Currywurst ist auch eine Entscheidung für nie wieder minderwertige Lebensmittel.
Denn die Pommes, die zur Currywurst auf dem Berliner Hauptbahnhof gereicht wurden, waren eine Zumutung. Lasch und fad. Dazu passte die blasse Mayo aus Massenproduktion. Es ist schön und ausgesprochen lobenswert, das Curry 36 eine Bio-Wurst anbietet, ändert jedoch nichts am Geschmack, wenn die Preußen nicht lernen, mit Gewürzen umzugehen.
Früher war nicht alles besser, aber einiges bestimmt. Ich vermute, dass die Qualität der Currywurst von diesem Currywurst Bräter in den Anfängen des Unternehmens richtig gut war.
Mit dem Erfolg kommt dann zu oft auch der Niedergang der Qualität. Spätestens wenn Gerhard Schröder am Wurststand auftaucht und den Volksverbundenen mimt. Dann kommt die Presse. Anschließend die Touristen. Die Renditerechner springen an und alles ist zu spät. Wie auch die von mir als schlechteste Currywurst südlich von Berlin getestete beweist.
Einst stand Adidas für hochwertige Sportkleidung und nicht für labberige Jogginghosen. Heute sind die Produkte eine unansehnliche Massenware und das Image geht in den Keller.
Ich sage nie wieder Currywurst, weil es sich bei vielen Anbietern ebenso verhält. Diese möchten mit geringem Einsatz viel Rendite erwirtschaften und riskieren dabei den Totalverlust.
Sollte ich nochmals nach Berlin fahren (müssen), probiere ich es auf dem Hauptbahnhof mit Fish and Chips, dem englischen Nationalgericht. Nie wieder Currywurst – dabei bleibt es. (Vorläufig)
Zum Abschied. Nicht alles war schlecht und eine beste Currywurst südlich von Berlin habe ich auch gefunden. Sehr südlich von Berlin und schon fast in Frankreich.
Guter Vorsatz, Gatze! Deine Innereien und nicht zuletzt das Hirn wird es dir danken. Nicht dass am Ende deine langjährige Versuchsreihe einen bösen Ausgang nimmt und du als „Guinea pig“ einer chronischen Humanstudie Bekanntheit erlangst.
Dann doch lieber durch die schönen Künste !