Rentierbratwurst mit Preiselbeermarmelade – eine kulinarische Feldstudie aus Bergen, Norwegen
Als international agierender Bratwurstforscher ist man ständig unterwegs. Diesmal führte mich der Weg – im Dienste der Kunst, versteht sich – nach Bergen, Norwegen.
Eine malerische Stadt an der Westküste, von Fjorden und Fischgeruch umweht. Selbstverständlich begab ich mich dort nicht nur auf kulturelle Spurensuche, sondern auch auf die Jagd nach einem geeigneten Imbissstand. Die Wurst ruft schließlich überall.
Und ich wurde fündig. Mitten in der Stadt, unweit des berühmten Fischmarkts in einer Seitenstraße, gab es tatsächlich einen Imbissstand mit einem überraschend internationalen Angebot: Auch Currywurst stand auf der Karte. Doch ich war ja nicht nach Norwegen gereist, um deutsches Exil-Fastfood zu testen. Die Entscheidung fiel auf die Rentierbratwurst mit Preiselbeermarmelade in Bergen – eine regionale Spezialität und kulinarischer Exot in meinem persönlichen Bratwurstarchiv.
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Für 8,29 € wechselte die Rentierbratwurst mit Preiselbeermarmelade in Bergen den Besitzer.
Serviert wurde die Rentierbratwurst im frischen Brötchen. Das Überraschendste: Die Rentierbratwurst kam mit einem Streifen Senf aus der Spritzflasche und Preiselbeermarmelade auf meine Hand. Darüber noch geröstete Zwiebeln. Preiselbeermarmelade ist ein nordischer Klassiker, der in Norwegen gern zu Wildgerichten gereicht wird – und offenbar auch zu Rentier im Wurstdarm.
Der Geschmack? Sagen wir so: Er war speziell.
Ein wenig süßlich-wild, leicht metallisch, erinnerte mich an Pferdewurst – obwohl ich, um ehrlich zu sein, nie eine gegessen habe. Vielleicht war es der Gedanke. Immerhin schaffte ich Dreiviertel der Wurst, und das will etwas heißen, denn es sollte auf meiner Reise noch „schlimmer“ kommen. Das Brötchen war frisch und knusprig, das Gewicht der Mahlzeit solide. Ganz im Gegensatz zu manchen deutschen Vertretern, bei denen die Wurstlänge mittlerweile inflationär gekürzt wurde.
Getränkt wurde das Ganze mit einem Becher süßer Limonade, vermutlich Wasser mit Sirup, wie es in Skandinavien üblich ist. Kein Hochgenuss, aber in Kombination mit der Wurst durchaus trinkbar.
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Was die norwegische Imbisskultur angeht: Sie ist weniger breit aufgestellt als die deutsche, aber dennoch lebendig.
In Städten wie Bergen und Oslo findet man an touristischen Hotspots immer wieder Streetfood-Stände mit Rentierburgern, Elchhotdogs oder Fischbrötchen. Ja, Fischimbisse gibt es auch – allerdings nicht in der klassischen „Backfisch-mit-Remoulade“-Variante. Stattdessen stehen Lachssandwiches, Krabbenbrötchen oder geräucherter Hering auf dem Speiseplan. Die Norweger verstehen es, ihre Fischvielfalt in handliche Formen zu bringen – wenn auch meist etwas hochpreisiger als bei uns.
Sollte ich nochmals in Bergen verweilen – was nicht unwahrscheinlich ist, denn die Stadt ist bezaubernd – wird die Currywurst getestet. Schließlich ist Pflicht, was Pflicht ist. Die Rentierbratwurst jedenfalls war ein Abenteuer. Kein kulinarischer Höhenflug, aber ein ehrlicher, landestypischer Beitrag zur Wurstgeschichte. Und das zählt am Ende.