Der Frankfurter hat Würstchen, die keine Wiener sind.
Natürlich irrt man, wenn man denkt, der Frankfurter hat Würstchen, die keine Wiener sind. Denn es gibt da eine ganz besondere Geschichte.
Es war einmal ein Bauernsohn, der den Namen Georg Lahner trug. Der junge Mann beschloss sein armes Dorf zu verlassen, um in der Fremde großes Glück und auch Zufriedenheit zu finden. Also wanderte er von Gassendorf in der fränkischen Schweiz nach Frankfurt.
Ebenda absolvierte der junge Mann eine Lehre zum Fleischhauer und schloss diese vermutlich mit Bravour ab. Danach ging der junge Mann auf große Wanderschaft. Um schnell und günstig voranzukommen, wurde er Ruderknecht auf einem Lastkahn und schipperte die Donau stromab. In Wien angekommen, gründete er 1804 eine Fleischerei. Er wurde mit seinem „Lahner Würstle“ schnell bekannt. Die Herstellung dieser feinen Brühwürste hatte der Fleischhauer in Frankfurt gelernt, nannte sie aber ob ihres Erfolgs in Wien Wiener Würste. Denn Marketing war auch schon zu seinen Zeiten der Garant für den Erfolg.
Trotzdem ist seitdem er seine Würste nach deren Herstellungsort benannte die Verwirrung groß. Freilich wurden die Därme in Wien befüllt. Das Rezept der Wurst wurde jedoch in Frankfurt entwickelt.
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Das alles wird noch verworrener, da die Schwaben nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal eine Extrawurst kochten. Sie nannten ihr Wurstprodukt Saitenwürschtle nach dem verwendeten Darm. Um sich noch mehr abzugrenzen gibt es keinen Kartoffelsalat zu diesem abgekupferten Frankfurter Wienerle, sondern Spätzle und Linsen.
Daraufhin griffen die Frankfurter durch, denn der Frankfurter hat Würstchen, die keine Wiener sind, weil sie in Frankfurt produziert werden.
So kam der Schutz der Frankfurter Wurst schon 1860 zustande. Und ab 1929 darf dieser Begriff nur verwendet werden, wenn die Zutaten für diese Wurst und deren Produktion wirklich im Raum Frankfurt stattfindet.
Deswegen besteht das Problem, dass ich in Leipzig zwar Wiener Würstchen beim Fleischer bekomme, jedoch keine Frankfurter. Denn die Wiener können ihre Wiener Würste nicht schützen, weil sie Frankfurter sind. ODER? Der Frankfurter hat Würstchen, die keine Wiener sind und isst sie schon seit – so ungefähr – anno 1280.
Wenn Sie jetzt vielleicht neugierig sind, was die Wiener Würstchen mit der Liebe zu tun haben?
Und außerdem der perfekten Unübersichtlichkeit wegen – denn zeitweise wurden diese dünnen Brühwürste auch „Frankfurter Wienerle“ genannt – noch mehr lesen möchten, verweise ich Sie gern an unser Ernährungsministerium. Wie wir wissen, machen die ganze Arbeit. Und selbst unter einem GRÜNEN Minister kommen die Frankfurter Wiener Würstel nicht zu kurz.
Der Frankfurter hat Würstchen, die keine Wiener sind, und diese haben außerdem verträgliche Preise.
Dies gilt übrigens auch für Frankfurts billige Bratwurst die durchaus gut ist und mit der teuren Thüringer Bratwurst auf dem Leipziger Hauptbahnhof, die zurzeit 3,99 € kostet und von durchschnittlicher Qualität ist, allemal mithalten kann.