Jenas Bratwurst – ein Unikat zwischen Zweifel und Salzbergwerk
Man mag es kaum glauben, aber Jenas Bratwurst scheint tatsächlich fast ein Unikat zu sein – und das mitten in Thüringen, dem Mutterland der Bratwurst.
Jena, diese traditionsreiche und zugleich weltoffene Universitätsstadt, rühmt sich sonst gern ihrer klugen Köpfe und ihrer historischen Bedeutung. Umso überraschter war ich – als international tätiger Bratwurstforscher – bei meinem Stadtrundgang.
Ich suchte, ich wanderte, ich hoffte. Doch meine Mühen wurden kaum belohnt: Lediglich ein einziger Wurststand kreuzte meinen Weg – der des Grillteufels, unweit der Goethe-Galerie, jener Einkaufsmall, die Goethe mit Sicherheit überfordert hätte. Vielleicht hätte er sie auch einfach umgangen, wie einen schlechten Vers.
Was Jenas Bratwurst betrifft, so stellt sich die Lage differenzierter dar. Goethe war bekanntlich ein großer Freund der Wurstkultur – ja, es ist überliefert, dass er sich seine Lieblingswürste eigens zusenden ließ. Das schien mir lange Zeit ein wenig übertrieben. Nach dem Verzehr der Bratwurst vom Grillteufel kann ich es nachvollziehen – sofern damals ebenso salzfreudig gewürzt wurde wie heute.
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Geschmacklich zwischen Sparflamme und Salzmine
Kommen wir zum Positiven: Die Bratwurst war groß – XXL-Format – und mit 4 Euro (Stand Mai 2025) fast ein Schnäppchen. Ihre Länge kompensierte zumindest visuell einen Teil des geschmacklichen Defizits. Denn so viel sei gesagt: Die Wurst wirkte fad gewürzt, ohne erkennbare Kräuter- oder Pfeffernote, dafür mit einem Nachhall von Salz, der mich noch eine Weile begleitete. Im Gaumen, im Mundraum, ja beinahe bis ins Gedächtnis.
Natürlich stellte ich die obligatorische Frage nach der Herkunft. Ob es sich denn um eine echte Thüringer Bratwurst handle? Die Antwort kam brummig: „Wir sind in Thüringen, also ist das eine Thüringer.“ Nun ja. Formal gesehen richtig – kulinarisch gesehen: fragwürdig.
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Jenas Bratwurst ist kein Ruhmesblatt für die Bratwurstgeschichte
Ob diese Bratwurst also eine „echte“ Thüringer war? Ich wage es nicht zu beurteilen. Sicher ist nur: Sie hat der stolzen Bratwursttradition Thüringens keinen neuen Glanz verliehen. Vielleicht ist sie wirklich ein Unikat – aber dann eher im Sinne einer kuriosen Randnotiz der Wurstgeschichte.
Wer in Jena nach Bratwurst sucht, braucht Geduld – und darf nicht allzu viel erwarten. Aber wer weiß? Vielleicht versteckt sich in einem Hinterhof, fern der Goethe-Galerie, doch noch ein echter Wurstschatz. Ich bleibe dran.
Die Möglichkeit besteht! ENDLICH MAL KEINE THÜRINGER