Böckels Currywurst beim Hornbach in Karlsruhe
Eine Wurst, sechs Schärfegrade und eine Geschichte über die arme Bratwurst. Spielt die Wurst eigentlich auch eine Rolle?
Wenn der Duft der Röstaromen einer frisch gegrillten Wurst in die Luft steigt, ist dies ein sinnliches Erlebnis für manche Olfaktoriker. Für diese Menschen ist es Zeit für Böckels Beste oder irgendeine andere gebratene Sauerei.
Für andere, der aktiv „Richwarnehmenden“ ist der Geruch leicht verschmorten Fleisches abstoßend. Diese Mitmenschen besuchen in der Regel keine Imbissbuden an Baumärkten. Ich als Bratwurst und Imbissbudenforscher muss da jedoch von Berufswegen durch. Auch wenn es mir zuweilen stinkt.
Böckels Currywurst beim Hornbach in Karlsruhe ist eine durchschnittliche Bratwurst in Currysoße ohne Charakter. Halt ein Massenprodukt. Doch was macht diese Currywurst trotzdem besonders? Die Wurst kann es nicht sein. Der Werbeträger ist die scharfe Soße, die in sechs Schärfegraden daherkommt und jedem Genießer eine Herausforderung bietet – vom einfachen Genuss bis zum mutigen Feuer-Experiment.
Eine Metzgerei Böckels existiert nicht, denn Clemens Böckel ist lediglich ein Betriebswirt, der sich erfolgreich als Imbissbetreiber versucht.
Der Unternehmer suggeriert, dass er die Wurst selbst herstellt, indem er mit „Böckels Beste“ wirbt. Tatsächlich hat er jedoch nichts mit der Produktion der angebotenen Würste zu tun. Es geht ihm lediglich um Umsatz und damit um Gewinn. Und wie wir wissen, macht man Gewinn im Einkauf.
2022 schrieb die WELT über den „König der Currywurst“, dass Böckel mehr als sieben Millionen Euro Umsatz machte. Welche Wurst dabei verwendet wird und von welchem Hersteller sie stammt, bleibt im Dunkeln. Für mich schmeckte diese Currywurst wie die vom Parkplatz des Hornbachs in Leipzig (vor dem Betreiberwechsel, den ich noch nicht testete) – also billige Industrieware, weit entfernt von jeglicher Handwerkskunst.
Mit „Böckels Beste“ hat der junge Unternehmer vor einigen Jahren eine ziemlich erfolgreiche Marke geschaffen. Der Fokus liegt dabei auf der Schärfe der Currysoße und nicht auf der Wurst.
Sechs Schärfegrade für jeden Geschmack bei Böckels Currywurst beim Hornbach
Was wäre eine Currywurst ohne die passende Soße? In der Regel eine schlechte Wurst. Auch bei Böckels Beste wird die Frage nach der Herkunft der Wurst nicht beantwortet. Hier geht es allein um die Soße. Denn diese gibt es in sechs Schärfegraden, die von sanft bis feurig reichen.
1. Einfach genossen: Der Klassiker, bei dem die Aromen im Vordergrund stehen. Ideal für diejenigen, die nichts dagegen haben, die Currywurst in ihrer reinsten Form zu schmecken.
2. Leicht spüren: Hier beginnt das leichte Prickeln auf der Zunge, und man schmeckt die Wurst nicht so stark durch die Soße. Genau richtig, um die Schärfe zu erahnen, ohne ganz zu vergessen, was man isst.
3. Es fühlen: Jetzt wird es ernst, wird behauptet. Die Schärfe wird spürbar und sorgt für ein intensives Geschmackserlebnis der Soße, deren Zusatzstoffe wir nicht kennen.
4. Ein wenig angeben: Für alle, die gerne zeigen, dass sie mit Schärfe umgehen können oder Wurst ohnehin nicht leiden können. Hier beginnt das Feuer, aber noch immer in erträglichen Dosen und nicht gesundheitsgefährdend.
5. Etwas verrückt muss man schon sein: Eine Wurst zu essen, ohne auch nur das Geringste von ihr zu schmecken, erfordert Mut. Diese Schärfe-Stufe ist nichts für schwache Nerven.
6. Es darauf ankommen lassen: Soll angeblich die ultimative Herausforderung sein, kann jedoch gesundheitliche Folgen haben.
Der Trend zu scharfen Soßen
Scharfe Soßen erleben derzeit einen regelrechten Boom. Wo früher das klassische Ketchup dominierte, greifen heute immer mehr Menschen zu feurigen Alternativen. Der Grund? Schärfe bringt nicht nur den Gaumen zum Glühen, sondern setzt auch Glückshormone frei, weil man die Wurst oder andere minderwertige Lebensmittel nicht mehr schmecken muss.
Viele empfinden das leichte Brennen als angenehm und suchen die Herausforderung, immer schärfere Soßen zu probieren oder stecken sich gleich Schaschlikspieße durch die Backe.
Der Trend begann natürlich in den USA, einem Kulturstaat, wo sogenannte „Hot Sauces“ schon lange Kult sind und die Menschen vor widerlichen Geschmäckern schützen. Von dort schwappte die Begeisterung nach Europa über, und inzwischen sind die scharfen Soßen auch in Deutschland fest etabliert, ähnlich wie Bubble Tea. Besonders beliebt sind Soßen, die auf Chili basieren – eine Frucht, die in ihrer Schärfe unglaublich vielfältig ist und von mild bis extrem feurig reichen kann. Viele Hersteller experimentieren mit verschiedenen Chili-Sorten, um einzigartige Geschmacksprofile zu kreieren. Das kann passen – muss es jedoch nicht.
Für Böckels Currywurst beim Hornbach in Karlsruhe und an den zahlreichen anderen Standorten war es daher nicht schwer, sich diesem Trend anzuschließen und auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Doch anstatt einfach nur eine scharfe Soße anzubieten, entschieden sich die Marketingexperten, die Schärfe in Stufen anzubieten – so kann jeder selbst entscheiden, wie viel Feuer er in seiner Wurst haben möchte, um die Qualität der Wurst am besten zu verdecken.
Übrigens eignet sich die scharfe Soße auch gut für die Pommes der Böckels Currywurst beim Hornbach in Karlsruhe. Denn diese sind durchschnittlich schlaff und bestehen aus gepresstem Kartoffelmehl.
Natürlich wirbt Herr Böckel auf seiner Homepage mit der Aussage, die verwendeten Würste seien von „Metzgerqualität“. Einerseits ist Metzger kein geschützter Begriff, und andererseits ist dies auch irreführende Werbung, weil der BWLer nicht verrät, welcher Metzger ihm diese mäßige Qualität geliefert hat.
Der Zusammenhang zwischen Schärfe und Currywurst hat sich mir noch nie wirklich erschlossen. Zugegeben, in der groooooßen Vielfalt der Curryzubereitungen gibt es auch ein paar ganz schön pikante 😉 Aber trotzdem.
Die Chilisoßen könnten ja auch mit einem Paar gepflegter Chili-Wiener serviert werden …