Die Stadtwache zu Bad Soden ist ein Kulturdenkmal
Leider Vergangenheit
ERSATZLOS GESCLOSSEN!
Imbiss aus den 80er Jahren – ein Kulturdenkmal!
Stadtwache zu Bad Soden ein Kulturdenkmal
Es gibt Städte – ja weite Landstriche – in denen es mittlerweile schwer ist eine Wurstbude, oder einen annehmbaren Imbiss zu finden. Ich meine keine Dönerbuden oder Pizzabäcker. Ich meine die traditionellen Verkaufsstätten für Bouletten, Frikadellen, Bratwürste und Bier, in denen nicht nur Korn, Asbach Uralt sondern auch Senf eine entscheidende Rolle spielt. Jene Orte, an denen sich die Arbeiterklasse zum Feierabend traf als noch kein RTL 1,2,3, oder Ähnliches im Fernsehen zu sehen war.
Freilich ist Bad Soden mit einem Kaufkraftindex von 188,1 Prozent nicht unbedingt der Ort, an dem man nach Imbissbuden sucht, aber ich fand nach einer innerstädtischen Odyssee doch noch einen standesgemäßen Vertreter dieser Gattung. Sehr typisch und Imbissbudenhistorisch in die frühen 1980er Jahre einzuordnen.
Wie ich dem Pressorgan der Stadt entnehmen konnte, soll der Bau entfernt und durch einen moderneren ersetzt werden.
Na wo leben wir denn? Man kann nicht alles wegreißen, nur weil es einem nicht mehr gefällt oder, weil Erich Honecker seine Lampensammlung in einem Gebäude ausgestellt hat, in dem auch das (Schein) Parlament eines der lächerlichsten Staaten der Welt untergebracht war.
Erst im Osten der Palast der Republik und nun soll auch das Parkhaus von Bad Soden mit seinem historisch bedeutenden Imbiss „Stadtwache“ den ungebildeten Politikern zum Opfer fallen. Die Stadtwache hat einen Biergarten und alles Drum und Dran. WC und so. Zwei Spielautomaten und eine auf das Wesentliche konzentrierte Speisekarte.
Im Angebot:
Wiener mit leicht angebackenem, blassen Teigling. Eine rote Wurst, eine warme Gulaschsuppe. Asbach Uralt, Bier, Wein und als exotische Komponente wird das Angebot durch einen Fernet-Branca abgerundet. Gedacht ist dieses klebrige Kräutergetränk für melancholische Erinnerungen an den vergangenen Urlaub an der Adria.
Sollte es den Herrschaften der Stadtregierung von Bad Soden einfallen sich mit Kunstgeschichte zu befassen, könnten sie ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt entdecken welches den Verlust der einstigen Bedeutung der Bäderstadt, zumindest zu Teil, wieder wettmachen könnte.
Bieten doch mittlerweile große Reiseunternehmen Urlaub in Hotels im Stile der 80er Jahre an.
Vermutlich wird dies der neue Megatrend und der Frankfurter Geldadel reist per S-Bahn an, um sich in der Stadtwache einen zu genehmigen. Der Sitz der Börse ist ohnehin gleich nebenan in Eschborn. Eventuell ist der Umzug des börsennotierten Unternehmens, auch nur wegen der Nähe zu diesem historischen Imbiss vollzogen wurden.
Da die Wienerle mein Kalorienhaushalt nicht wesentlich verbessern konnten und ich vor einem wichtigen Geschäftstermin Kraft benötigte, habe ich als Nachtisch eine gigantische Rumkugel beim Bäcker nebenan verspeist.
Alles lief gut und spätestens 2017 werde ich wieder aus Bad Soden berichten können. Auch wenn der Anlass ein anderer sein wird werde ich die Stadtwache von Bad Soden sicher besuchen. So sie noch existiert.