Grimma-das Tor zum Muldental
Es ist an der Zeit, die nähere Umgebung zu erforschen oder schöne Ziele im Mitteldeutschland anzusteuern.
Grimma-das Tor zum Muldental ist von Leipzig aus in ca. 30 Minuten mit der Regionalbahn RB 110 zu erreichen. Außerhalb der Stoßzeiten in der Früh und am Nachmittag ab 15:00 Uhr, ist die Bahn fast leer. Andererseits muss gleich zum Anfang kritisch angemerkt werden, dass man den Besucher am Bahnhof Grimma ziemlich allein lässt. Buslinien gibt es einige, jedoch nicht ausgeschildert, mit welcher Linie man in die Innenstadt kommt. Das Auto-zentristische Denken ist wahrscheinlich nicht so schnell zu ändern. Solle es aber.
Dies ist kein Drama. Bemerkenswert aber, weil die Wanderwege in der Stadt vorbildlich ausgeschildert sind.
Eine kurze Frage an die auf einen Bus wartenden und schon wurde uns der Weg gewiesen. Geradeaus runter. Am Park vorbei und schon erreicht man die ersten Straßen mit den restaurierten Häusern. Auffallend ist, dass im Gegensatz zu anderen Kleinstädten weder der real existierende Sozialismus noch die große Flut der Stadt in ihrer Substanz bleibenden Schaden zugefügt hat. Wo die Flut wütete, wurde wieder aufgebaut.
Auch der Marktplatz mit seinem bemerkenswerten Renaissancerathaus ist sehr gut in Schuss.
Der erste Bau stammt aus dem Jahr 1442. Wie so oft in dieser Zeit wurde er Opfer der Flammen und wieder neu errichtet. 1538 dann der zweite Brand, nach dem dann das Rathaus letztendlich 1585 in der jetzigen Form erbaut wurde. Bemerkenswert ist der außerordentlich schöne Renaissancegiebel.
Leider konnten wir den Ratskeller Grimma nicht testen, da dieser Montag und Dienstag Ruhetag hat. Die Speisekarte ist vielversprechend.
Ein Test nicht nur dieser gastronomischen Einrichtung steht noch aus.
An der Rückseite des Rathauses wendet man seinen Schritt nach links durch eine schmale Straße mit kleinen, noch überlebenden Geschäften und erreicht die berühmte Pöppelmann-Brücke.
Was Missmanagement und falsche Finanzplanung nicht so alles bewirkt.
Im Jahr 1700 war Grimma derart klamm, um nicht bankrott zu schreiben, dass die Stadtoberen das Brückenrecht aufgeben mussten. Da ließ es sich August der Starke nicht nehmen, ein starkes Symbol zu setzen. Er entsandte keinen Geringeren, als den Baumeister des Dresdner Zwingers Matthäus Daniel Pöppelmann, um in Form einer neuen Brücke ein Zeichen zu setzen.
„Für die Ewigkeit – unter der Herrschaft und auf Kosten Friedrich Augusts König von Polen und Kurfürst von Sachsen, des gütigen Fürsten und unvergleichlichen Landesvaters, ist dieses stolze Bauwerk anstelle einer 1637 zerstörten Brücke seit 1716 aus Steinquadern errichtet wurden, gleichsam als Denkmal der königlichen und kurfürstlichen Gnade.“
Nicht auszudenken, wenn die Chinesen marode deutsche Brücken neu erbauen und uns ihre „Gnade“ kundtun.
Die Grimmaer Pöppelmann Brücke hat so einiges durch. Die Kosaken zerstörten sie, um Napoleon aufzuhalten, 1945 sprengte die deutsche Wehrmacht das Ding.
Sie wurde zwischenzeitlich mehrfach umgebaut und auch für den Autoverkehr tauglich gemacht. Zur 800-Jahr-Feier Grimmas im Jahr 2000 scheute man keine Mühe. Die berühmte Brücke wurde mit großem Aufwand hübsch gemacht. Aber schon zwei Jahre danach, im Jahr 2002, zerstörte das Jahrtausendhochwasser den mittleren Teil. Deshalb entschloss man sich einen Stahlbogen in die Mitte einzusetzen und einige Pfeiler weggelassen, um die Durchflussmenge im Fall eines erneuten Hochwassers zu erhöhen. (Achtung Zynismus) Um diese Durchflussmenge testen zu können, werden seitdem nicht nur flussaufwärts Flächen versiegelt, als gäbe es kein Morgen. Auch Grimma tut etwas für weiter flussabwärts liegende Städte und genehmigte letztens die Versieglung einer gigantischen Fläche an der A14 für eine Industrieansiedlung.
Natürlich ökologisch alles o.k., denn auf dem Hallendach wird eine Fotovoltaikanlage installiert.
Der Blick flussaufwärts von der Pöppelmann Brücke aus wird dominiert von den Gebäuden des ehemaligen Schlosses, in dem sich heute das Amtsgericht befindet und der Fürstenschule, dem heutigen Gymnasium der Stadt.
Auf der flussabwärts rechten Seite der vereinigten Mulde. Also die Brücke überschreitend gegenüber der Innenstadt ist ein sehr schöner Wander- und Fahrradweg zu finden. Die möglichen Wanderwege zeigen, dass Grimma und seine Umgebung mehrere Besuche wert sind.
Wirklich 1. Klasse und mit allen Informationen, die Kind, Frau und Mann benötigt. Welche Fische im Fluss leben, Flora und Fauna wird auf gut gestalteten Schautafeln beschrieben.
Für den ersten Besuch reichte uns eine eher kurze Erkundungsrunde.
Außergewöhnlich sind die Lauben genannten Tiny Häuser auf der Hochwasserschutzmauer, die im Übrigen nicht so martialisch aussieht, wie es ein derartiger Wall vermuten lässt.
Die Vielfalt und der architektonische Erfindungsreichtum dieser putzigen Lauben sind erstaunlich. Die aufgelockerte Stadt-Silhouette wird durch die Türme der Frauenkirche gekrönt. Ob die Benennung dieser Kirche auch eine Reminiszenz an die Residenzstadt Dresden war, ist nicht herauszufinden.
Nach dem Spaziergang unter den Bäumen der schönen Uferallee erreichten wir die Hängebrücke an der Gatters Burg.
Leider war das Restaurant ruhetäglich geschlossen und die Muldenschifffahrt nicht im Betrieb.
Sie merken es. Unweigerlich werde ich erneut berichten und diesen Beitrag ergänzen sowie um Weitere erweitern.
INFOBOX zu Grimma-das Tor zum Muldental
Bahn: RB 110 Fahrplan
Grimma auf Wikipedia
Ratskeller Grimma
Muldenschifffahrt
Restaurant Raffinesse an der Hängebrücke
Wietere Ausflüge in Mittelsachsen