Der Rock, die Kunst und eine Bratwurst
Eine Glosse zur Nachhaltigkeit
Fast Fashion trifft Fast Food in Form einer Bratwurstbude am Ende der Hainstraße vor dem Primark in Leipzig. Und später kommt die Kunst dazu. Auch sie ist nur einen Steinwurf entfernt.
Die Bratwurst ist vermutlich das älteste Fast Food der Welt.
Oder zumindest Europas, denn das erste aufgefundene Bratwurstrezept stammt aus einem römischen Kochbuch. Dieses ist in unbekannter Auflage ca. 1000 Jahre vor Christi Geburt erschienen. Demnach haben vermutlich die ersten Christen neben Brot und Wein auch Bratwürste gemeinsam verzehrt. Die Bratwurst hat es im Gegensatz zum Fisch jedoch bis heute nicht geschafft, in die christliche Ikonografie einzugehen. Es gibt auch kein Gemälde „Die Jünger mit Jesu eine Bratwurst essend“. Die Gründe dafür werden von der Theologie schlicht ignoriert. War ein Dünkel der Wurst gegenüber der Grund dafür?
In Maßen genossen schädigt man die Umwelt durch den Verzehr einer Bratwurst nicht allzu sehr.
Anders sieht dies bei Fast Fashion aus. Die Schädigung der Umwelt ist enorm und lang anhaltend, da die synthetischen Materialien dieser Wegwerfklamotten als Mikroplastik letztendlich in der Nahrungskette landen. Also sind diese Partikel auch in der Wurst? Es ist zu befürchten.
Eine Thüringer Bratwurst besteht aus Fleischmasse, – hier Brät genannt.
Speck, Kochsalz und Gewürze, deren Mischungsverhältnis geheime Verschlusssache ist, gehören in die Wurstmasse. Ungern spricht man über den Anteil des zugesetzten Wassers. Allerdings muss festgehalten werden, dass die Bratwurst rückstandslos konsumiert wird. Sie ist demnach ein ökologisches Musterbeispiel, auch wenn der übermäßige Konsum von Würsten zu Übergewicht führt. Dies jedoch ist ursächlich auf das mitgelieferte Trägermaterial zurückzuführen. Das Brötchen. Die Semmel. Das Weck. Oder der blasse Teigling.
Fast Fashion ist das pure Gegenteil. Diese Mode wird oft unter menschenunwürdigen Bedingungen zu Hungerlöhnen hergestellt und ist extrem umweltschädlich. Man hat errechnet, dass jährlich 1,2 Billionen Tonnen CO2 ursächlich auf den exzessiven Konsum von Mode zurückzuführen sind. Dies ist mehr als der internationale Flug- und Schiffsverkehr zusammen.
Fast ART ist als Thema in der Gesellschaft noch nicht angekommen.
Aber es ist eines. Und nicht zu knapp. Wenn man sich die letzten „Dokumenten“ in Kassel anschaut oder das Unwesen der „Kulturhauptstädte“ auf Nachhaltigkeit analysiert, sieht es traurig aus. Nicht zuletzt die grassierende Installationskunst müsste die Glocken des Kunstbetriebs laut schlagen lassen. Denn die meisten dieser „Kunstwerke“ werden nach den Veranstaltungen entsorgt. Und dies leider nicht Rückstandslos.
Des Öfteren kommen synthetische Schäume, Schaumpolysterol, umweltschädliche Pigmente sowie Lösungsmittel zum Einsatz, wie ein Beispiel aus der Kulturhauptstadt Valletta mit seiner geplanten Obsoleszenz beweist.
Nicht, dass nur die Kunstwerke oft von zweifelhafter Qualität sind und einem undurchschaubaren Kultursubventionsbetrieb entstammen, auch sind sie in den wenigsten Fällen nachhaltig. Und dies in jeder Beziehung. Von der künstlerischen Überproduktionskrise und deren Folgen für die „Wertigkeit“ gar nicht zu sprechen.
Es geht nicht um das „MEHR“, sondern um das „WIE“ und „WAS“.
Die Redundanz der zeitgenössischen Kunstproduktion belasten nicht nur die Umwelt, sondern führt letztendlich zu einem weißen Rauschen.
Michel Foucault schreibt: „Tatsächlich aber muss, damit es überhaupt „Botschaften“ gibt, ein Rauschen gegeben sein.“ Ich meine: Nimmt das Rauschen überhand, eliminiert es jegliche Information. Nicht umsonst wird der missliche Tinnitus mit einem weißen Rauschen behandelt. Denn dieses Rauschen überlagert den lästigen Ton. Also eliminiert sich die Kunst letztlich selbst. Von ihren Überbleibseln kann man dies nicht behaupten.