Die verlorene Unschuld des Porzellantellers
Eine Glosse
Einen Strahlenkranz und unendliches Leben wünscht sich jeder Herrscher. Denn er leuchtet wie die Sonne und verbrennt gelegentlich die Erde – hinterlässt ödes Land.
Laurent Dabos Gemälde – Napoleon in einer Sonnengloriole – ist ein Sinnbild dieser Selbstüberhöhung.
Denn der Lorbeerkranz ist Attribut des Gottes Apollon und steht zugleich für die Kaiserwürde. Der Herrscher ist gottgleich, benimmt sie aber wie Luzifer.
Natürlich wäre es Napoleon nicht möglich gewesen, sich ohne die Deutschen auf einem Teller wiederzufinden. Das muss mal geschrieben sein. Die verlorene Unschuld des Porzellantellers begann mit einem gewissen Herrn Böttger, der das gesamteuropäische Hartporzellan erfand. Dass er Sachse war, sei nur nebenbei bemerkt.
Freilich war der Chinese auch im Falle des Porzellans schneller, aber viel weiter weg als heute, obwohl sich dies bald jeder wieder wünschen wird, aber noch nicht darf.
Denn die Globalisierung ist unsere neue Religion. Und wie wir wissen, benötigen skrupellose Menschen Religionen und Ideologien, um ihre Ziele durchzusetzen. Es geht um Gier und Geld und damit um fehlendes Hirn. In manchen Fällen auch um Größenwahn.
Zurück zu unserem Porzellanteller und damit zu Napoleon.
Wie ich mir angelesen habe, nennt sich die Vertiefung, welche das konstituierende Merkmal eines Tellers ist, Spiegel. Andererseits sind Spiegel und Bild wesenseins. Da sich eine Person in einem Bild spiegelt, – besser gesagt und geschrieben spiegeln lässt, wie sie* es gern hätte. Deshalb erlaube ich mir, auf die Malerei zurückzukommen. Denn die Malerei ist nicht nur ein Spiegel ihrer Zeit, sondern ersetzt auch den Spiegel, wenn etwas schöner erscheinen soll. Oder größer. Oder mächtiger. Unser Kaiser Napoleon zum Beispiel wurde ungeachtet der ca. 2 Millionen Opfer, die seine Kriege kosteten, zumeist vorteilhaft dargestellt.
Der letzte deutsche Gröfaz ist natürlich auch auf Tellern und Tassen zu finden. Den lasse ich jetzt mal der Unappetitlichkeit wegen in meiner Glosse „Die verlorene Unschuld des Porzellantellers“ außen vor.
Abgesehen davon gibt es jedoch auch zeitgenössische Diktatoren, die als Tellerware zu haben sind.
Wenn deren Volk wüsste, welche Suppe sie in den kommenden Jahren auszulöffeln haben, gäbe es sie wahrscheinlich schon nicht mehr. (Verweis Kollektivschuld) Die Vertiefung der heutigen Teller läuft derzeit mit grässlicher Jauche voll, die später auszulöffeln ist. In der Regel löffeln nicht diejenigen, welche auf dem Spiegel in all ihrer Herrlichkeit gespiegelt sind, sondern jene, denen der Teller untergeschoben wird.
Anders gesagt wünscht man sich (vermutlich vergebens) dass die blinde Verehrung ein Ende haben möge und die zu Huldigenden gelyncht werden bevor eine Huldigung überhaupt zustande kommen kann.
(Napoleon setze die von der französischen Revolution abgeschaffte Sklaverei wieder ein und verriet damit deren Ideale.)
Wer Stalin heute verehrt, das wissen wir. Und wir wissen auch um die Blindheit der deutschen und europäischen Politik, die bis heute in Bezug auf China anhält. Böses Erwachen ist vorprogrammiert.
Vornehmlich und zuerst war die Porträtmalerei auf Porzellantellern der Schönheit gewidmet.
Und erst später kamen die gruseligen Devotionalien hinzu. Deshalb sollte es eine Gesetzesinitiative zur Untersagung unschöner ideologischer und religiöser Darstellungen auf Porzellan geben
Porzellana, das italienische Wort für Porzellan, bezeichnet eine weiße Muschel.
Neben anderen zu vernachlässigenden Deutungen für weißes Porzellan – wie die Verkörperung von Reichtum und Wohlstand – ist seine Bedeutung für spirituelle Reinheit hervorzuheben. Werden Diktatoren und Massenmörder auf diesem reinen Material verewigt, zerschlägt man im übertragenen Sinne Porzellan und die verlorene Unschuld des Porzellantellers ist endgültig.