Billige Thüringer Bartwurst am Bratwurststand.
Natürlich ist die Überschrift für diesen Beitrag – billige Thüringer Bratwurst am Bratwurststand – irreführend, aber es geht in meinem Beitrag zuerst um den Preis.
Also um die Wurst und ihren Preis. Und da mögen wir alle billig, obwohl die Bratwurst gut sein soll. Billig sollte die Bratwurst nicht sein, sondern schmackhaft und gut gegrillt. Also kostengünstig gut.
Die Kalkulation der Gastronomen kling erschreckend, scheint jedoch gerechtfertigt zu sein.
Bei einer Bratwurst gilt die Faustformel: Einkaufspreis mal 400 %. Und damit ist dann eine wirklich billige, oder sagen wir lieber günstige Wurst am Bratwurststand kaum möglich. Unter 3,60 € scheint nix drin zu sein. Aber es gibt ein Stück Luft in der Kalkulation, die wie folgt aussieht. Nach unten! Achtung! Später sieht alles ganz anders aus.
- Wareneinsatz
- Warenverlust
- Lohn
- Betriebskosten
- Steuer
- Standkosten
- Nebenkosten
- Fahrtkosten
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Aber rechnen wir penibel nach. Gibt es billige Thüringer Bartwurst ?
In der Leipziger Innenstadt bekommt man die Bratwurst mittlerweile (2022) nicht unter 3,80 €. In Rostock auf der Kröpeliner Straße auch Kröpi genannt, ist man schon mit 3,00 € dabei. Außerdem bietet dieser mobile Bratwurststand eine sehr gute Thüringer Bratwurst mit Herkunftsbezeichnung von den Schleizer Fleisch- und Wurstwaren an. Das ist für eine Großstadt meisterbratwursthaft und transparent.
Bei ca. 25 % Bratwurstpreisunterschied stellt sich dann die Frage, woran dies liegen mag.
Die durchschnittlichen Einkommen der beiden Städte sind vergleichbar. Mietkosten auch. Angemerkt sei auch, dass die Bratwurststände in Leipzig wohl Thüringer Bratwurst plakatieren, aber nur im Ausnahmefall die Herkunft preisgeben.
Ein weiterer Vergleich drängt sich auf. Am 6. August 2019 verzehrte ich beim gleichen Bratwurststand in Rostock eine Thüringer Bratwurst für 2,20 €.
Entspricht einer Preisanhebung um 35 %. Schon damals war Leipzig mit 2,90 € eine hochpreisige Bratwurststadt. Gleichwohl wurde die Bratwurst in Rostock „lediglich“ um ca. 30 % teurer. Und Leipzig lag wieder uneinholbar vorn.
Aber ganz verrückt wird es, wenn man die Bratwurst von heute (2022) mit der von 2012 vergleicht.
Die kostete damals am Wurststand Petersbogen 1,50 €. Also entspricht der heutige Preis einer sagenhaften Wurstpreissteigerung um 150 % innerhalb von 10 Jahren.
Dieser Wurststand existiert nicht mehr.
Vergleich. Diese Preissteigerung ergibt sich aus der tatsächlichen Inflation innerhalb der letzten 10 Jahre. Quelle: Inflationsrechner
Waren mit einem Preis von 1,50 € zu Beginn des Jahres 2012 hätten zu Beginn des Jahres 2022 einen Preis von 1,72 € unter Annahme der tatsächlichen Inflation in Deutschland.
Also schaue ich nach dem Einkaufspreis. Im Großhandel bezahle ich für eine Bratwurst – gewöhnliche Qualität – 0.30 €. Zuzüglich 400 % kommen wir auf 1,50 €!
Jetzt unterstelle ich, die Bratwurstverkäufer erwerben hochwertige Ware beim Fleischer ihres Vertrauens. Und außerdem sind sie Gutmenschen dazu. Demnach erwerben sie Bioqualität. Bei dieser eher unwahrscheinlichen Annahme kämen wir beim Wareneinsatz eventuell auf 0,60 € pro Bratwurst. So lässt sich ein Preis von 3,00 € rechtfertigen. Zugegeben. Ich hab das Brötchen und den Senf vergessen, aber auch noch nie eine Thüringer Biobratwurst an einem Bratwurststand gegessen.
Und jetzt wird es ganz verrückt.
Der Bratwurststand auf dem Hauptbahnhof Hannover hatte sie! Nicht Thüringer, aber eine großartige Bratwurst aus regionaler Produktion. Die ultimative Bratwurst aus nachhaltiger Landwirtschaft. Und was kostet die? 3,50 €.
Schon 2018 spricht die Nachrichten Agentur Bloomberg von einer Wurst Inflation.
Ich würde sie die German Bratwurst Inflation nennen, da andere Wurstprodukte nicht im gleichen Maße teurer wurden. Auch wenn oft von einer extremen Inflation der Fleischpreise die Rede ist, so lassen sich diese Bratwurstpreissteigerungen, wie meine Berechnung zeigt, nicht nachvollziehen.
Lieber Lothar, es ist nie zu spät. Später gleich als jetzt.
Nun, lieber Thomas, kommt diese Erkenntnis eines Berufswechsels nicht doch etwas zu spät? Zugegeben, auch ich habe (aus Unkenntnis der Sachlage) den „Switch“ verpasst. Jetzt hadere ich mit der Fußfessel „Toxikologie“, dabei hätte es deiner Recherche nach so einfach sein können!
Lass uns dennoch nach vorne schauen —-