Otto Dix und die künstlerische Emigration
„Ich bin eben anonym durchgerutscht. Ich habe Landschaften gemalt, – das war doch Emigration.“
Otto Dix
Otto Dix beherrschte die Technik der Malerei der Renaissance exzellent. Die gemeinhin als Mischtechnik bezeichnete Maltechnik ist ein Aufbau einer Untermalung mit Eitempera, auf die in dünnen lasierenden Schichten Ölfarbe aufgebracht wird. Ein exaktes Arbeiten ist unabdingbar, da Korrekturen sehr schwer zu bewerkstelligen sind.
Otto Dix war kein politischer Künstler und hat dies auch nie behauptet!
Gedanken zu Werken in der Ausstellung „Künstler zwischen den Systemen“ im Museum Gunzenhauser in Chemnitz.
Kritiker und Kunsttheoretiker diskreditierten Dix nicht nur in den 1950er und 1960er Jahren denn die distanzierte Haltung setzt sich bis heute fort. Wenn auch unmerkbar, da diese Mechanismen nicht öffentlich sind und zum Teil schon in unbewusstes Handeln der Kunstbetriebsprotagonisten übergegangen sind.
Vom sichern Platz ihrer warmen Schreibstube aus behaupteten die Theoretiker kurz nach der NS-Zeit, Dix wäre durch seine Landschaftsmalerei dem System ausgewichen. Ja, sie verstiegen sich in der Behauptung, er hätte sich angepasst. In den 70er-Jahren änderte sich diese Haltung und in die Landschaften, welche er während der Nazizeit gemalt hatte, wurde plötzlich ein hintergründiger Symbolismus hineininterpretiert.
Beschreibung des Gemäldes auf den Schild im Museum: " Auch wenn Dix einige seiner Landschaftsbilder öffentlich präsentieren konnte, standen die meisten Bilder im drastischen Widerspruch zur NS-Ideologie..."
A priori: Alle Diktaturen verlangen nach freundlichen Bildern.
Um es klar auszudrücken. Wie ich – selbst sächsisch sozialisiert und zuweilen ein wenig malend – die Landschaften von Dix deute. Es sind typische LMA Werke.
Also Leck mich am Arsch Kunst. Denn Dix wollte schlicht während der Nazizeit und seines quasi Berufsverbotes weiter malen. Angenommen er hätte Menschen in der Art gemalt wie diese Landschaften wäre er in Gefahr geraten Verrat an der eigenen Kunst zu begehen
Also malte er Landschaften im altmeisterlichen Stil. Sie sind nicht lustig und nicht fröhlich.
Wir hatten eine Reproduktion in unserem Elternhaus die mir als sehr schöne und eindrückliche Landschaft im Gedächtnis blieb. Ich persönlich enthalte mich jeder Deutung denn diese wäre eine Spekulation. Wenn sie möchten benutzen Sie die künstliche Intelligenz. Die Googele Bildersuche zum Beispiel. So entdecken sie hunderte wenn nicht tausende ähnliche Landschaften. Es ist ein Genre welches Dix benutzte und vorzüglich weiterstrickte.
Das Nachkriegswerk von Otto Dix ist in meinen Augen nicht das Stärkste. Gleichwohl ist sein Werk facettenreich, wie es viele in der als Moderne bezeichneten Zeit waren. Denn das, was wir gemeinhin Moderne nennen, ist geprägt von einer unablässigen Suche. Heute geht es im Kunstbetrieb hingegen um Markenbildung und Markenpositionierung.
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Man muss sich vorstellen dass ein Maler dessen Werk zurecht anerkannt wurde und der ohne von sich über die Maßen überzeugt zu sein doch wusste dass er malen konnte – einer der die Betrachter seiner Werke erreicht, wie nur wenige andere Künstler es bis heute konnten und können – also dieser gestandene Künstler wurde in den 20er-Jahren von konservativen Kunsttheoretikern fix und fertig gemacht.
Übrigens. Nebenbei bemerkt. Auch in diesem Fall war die Welt- und Lebenserfahrung der KritikerInnen nicht mit der des Künstlers zu vergleichen.
Denn keiner und keine von ihnen hatte jemals einen Schützengraben gesehen, geschweige betreten und all das erlebt, was Dix im 1. Weltkrieg erlebte. Dix vermochte dies in einzigartiger Weise malerisch umzusetzen.
Die Diskrepanz zwischen Realität und Kunst versuchte ich nach einem Besuch einer Otto-Dix-Ausstellung in Colmar 2017 in dem Blog „Otto Dix trifft Grünewald in Colmar“ herauszuarbeiten. Denn es gibt divergierend Formen von Ästhetik und auch verschiedenen Qualitäten von Kunst. Wobei der Begriff Wohlfühl-Ästhetik für mich an Bedeutung gewann.
Zitate zu dem Werk von Otto Dix mit dem Titel „Schützengraben“, das 1923 im Kölner Wallraff-Richartz-Museum ausgestellt wurde.
Julius Meier-Graefe „Wahrscheinlich hat Herr Dix in aller Einfalt für den Pazifismus wirken wollen, die bekannte Abschreckungstheorie. Das ist sein Privatvergnügen. Das Bild, an offizielle Stelle gerückt wird deutsches Kulturdokument. Das ist der Haken.“Also forderte er eine Entfernung des Dixschen Gemäldes.
Frau Bettina Feistel-Rohmeder eine Malerin und Kunstkritikerin im Dienste des NS-Staates, bezeichnete Dix als „Verhöhner heldischer Menschen“. Und natürlich nahmen auch Goebbels und Hitler dieses Bild vor ihrem Machtantritt war. Hitler: „Es ist schade, daß man diese Leute nicht einsperren kann.“
Meiner Ansicht nach wurden die Vorurteile des westdeutschen Kunstestablishments und der dazugehörigen Kulturpolitik nachrangig, als die DDR das Kriegstriptychon für die Galerie der neuen Meister erwarb und der Westkulturpolitiker Angst bekam, Dix an den Osten zu verlieren.
Nicht das dies den Akteuren leid getan hätte. Nein. Dix war einfach zu berühmt, um ihn an die Kommunisten zu verlieren und es drohte ein Prestigeverlust. Otto Dix war sozusagen systemrelevant für den westlichen Kulturbetrieb. Bis heute gibt es eine Art „Kulturkampf“ zwischen der figürlichen Kunst, die im Osten verortet wird, und der sogenannten Westkunst.
Diese Aversion scheint in den Genen der Protagonisten des Ausstellungsbetriebs fest verankert zu sein. Zumal es um Deutungshoheit geht. Und natürlich den Markt.
Stelzmann zum Beispiel – der in der Tradition von Otto Dix arbeitet – wurde seit vielen Jahren in keiner bedeutenden Museumsausstellung gezeigt. Aber auch Tübke der sich aus der realsozialistischen Gegenwart in die Renaissance beamte spielt im offiziösen Kunstbetrieb keine Rolle.
Arbeiten, die Museen von ihm besitzen, wurden entfern, wie im Albertinum Dresden. Die Hamburger Kunsthalle holte seien Tübke im Rahmen der Ausstellung „Früher war schon immer jetzt“ 2020 erstmals wieder ins Museumslicht. Natürlich ist es legitim, die Rolle eines Künstlers in der Gesellschaft zu reflektieren und Überhöhungen ins rechte Maß zu bringen. Das Werk der Öffentlichkeit zu entziehen ist jedoch eine andere Hausnummer. Zumal in Dresden. Einem Museum, dass zugleich auch ein kollektives Gedächtnis ist. Ich schrieb darüber in meinem Text „Galerie der neuen Monster“.
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Lassen wir die KI urteilen!
Es geht nicht um NOVITÄTEN
Letztendlich musste sich der auf „Abstrakt“ getrimmte Kunstbetrieb der westdeutschen Nachkriegszeit wegen Dix ein wenig verbiegen. Natürlich mit Widerwille und halbherzig, wie man bis heute spürt.
Gute Kunst ist immer ein Trauma für das Mittelmaß, denn sie hat einen festen Anker.
Das Museum Gunzenhauser in Chemnitz kann einzigartig genannt werde und ist einen Besuch wert.