Dom und Bratwurst in Naumburg sind beachtenswert.
Ich finde die aktuelle Diskussion über den Status des Weltkulturerbes des Naumburger Doms übertrieben.
Denn ob Herr Triegel ein Altarbild von Cranach vervollständigt oder nicht, geht die Thüringer Bartwurst wenig an. Es geht ihr sozusagen am Senf vorbei.
Kaum ein Baudenkmal, welches nicht über die Jahre verändert wurde. Viele Generationen prägen Gebäude und Inventar. Mal glücklich. Mal unglücklich. Nicht nur Gerhard Richter und Marcus Lüperz oder Neo Rauch schufen neue Kirchenfenster für altes Gemäuer. Freilich reiben sich die Geister daran und einiges wurde auch unglücklich hinzugefügt. Ob es jedoch richtig ist eine konservierende Glocke generell über Historisches zu stülpen sei dahingestellt.
An vorderster Stelle steht die Frage. Aß die Uta vom Naumburg gerne Thüringer Bratwurst oder war sie Veganerin?
Als Cranach der ältere 1472 geboren wurde, gab es die Thüringer Bratwurst schon einige Jahre. Ihre erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1404 zurück. In einer Abrechnung des Jungfrauen-Klosters zu Arnstadt ist folgendes zu lesen: „1gr vor darme czu brotwurstin”. Übersetzt 1 Groschen für Bratwurstdärme. Und schon kurz danach, im Jahre 1432, wurde in Weimar das erste Gesetz zur Herstellung von Wurst erlassen. Dieses Reinheitsgebot ist älter als jenes für Bier. Nieren, Herzen oder anders „Ungefährde“ – also Minderwertiges oder gar gefährliches – in die Wurstmasse zu verbringen war strengstens verboten.
Am 23.06.2022 wird in Deutschland gemeldet: Separatorenfleisch bei Tönnis und Wiesenhof in Wurst gemischt.
In der Folge wurde weder Herr Tönnis noch Herr Wiese vom Hofe auf einem geeigneten Marktplatz an den Pranger gestellt, um von der Bevölkerung verhöhnt und bespuckt zu werden. Man sollte unser Rechtssystem dringend nach früherem Vorbild umgestalten, auch wenn dann so mancher Politiker im eigenen Flugzeug die Flucht ergreifen würde. Denn wenn deren gepanschter Lobbyismus ähnlich geahndet wird wie die Wurstpanscherei im Mittelalter, genügen die in Deutschland verfügbaren Pranger – die für das ordnungsgemäße Anprangern geeignet sind – nicht aus.
Die hübsche Abkürzung THÜFLEIWA für Thüringer Fleisch- und Wurstwaren ist für Philologen eher unbekömmlich.
Doch die Thüringer Bratwurst dieses Unternehmens war nicht nur gekonnt auf dem Rost gegrillt, sondern gehörte auch zu den besten Bratwürsten, die ich bisher als international tätiger Bratwursttester verkosten durfte. Wo Sie diese Bratwurst finden? Natürlich in der Nähe des Naumburger Doms.