Wurstbude bei Reichenbach im Vogtland
Wurstbude ist für mich der Oberbegriff für eine Wurst führende, flexible oder mit dem Boden verankerte Verkaufsstelle.
Sie Imbiss zu nennen wäre zu weit gegriffen, denn dieser Begriff ist etymologisch auf die Pizza zurückzuführen. Selbst Fischbrötchen können in einem Imbiss verkauft werden. Das sind dann aber gänzlich andere Welten.
Die Wurstkuchl in Regensburg blickt auf eine über 850 Jahre alte Geschichte zurück. Freilich kann man solche Bratwurststände als die ersten Fastfood-Stände bezeichnen, aber treffend ist dies nicht.
Zu diskreditiert ist der Begriff Fastfood. Übrigens hätte der Regensburger Dom nicht entstehen können ohne diese Wurstbude – den Wurstsand in der Nähe der Baustelle. Nur auf diese Art ließen sich die Handwerker mit der nötigen Energie versorgen, um ein Weltkulturerbe zu schaffen.
Ein Wäglein steht im Walde das ist ganz rot. Da bekommst du nicht nur ein Beefsteak, sondern auch Wurst mit Brot. Und sehr Idyllisch liegt diese Wurstverkaufsstelle auch noch. Sie ist einen Abstecher von der Autobah mehr als wert. Ohnehin sollte man ja immer mal eine Pause einlegen. Warum nicht mit Wurts?
Und damit zu Johann Wolfgang von Goethe:
„Nur von fern ein Gastmahl wittern,
macht mir alle Glieder zittern,
Würste, Braten und Pasteten,
sind imstande, mich zu töten.“
Die Imbiss-, Wurstbuden, Wurststand und Suppenküchenkultur hat auch einen freiheitsstiftenden Charakter. Ich meine nicht den gewöhnlichen Bahnhofsimbiss an dem sich Bedürftige mit Alkohol versorgen, sondern die aus dem Boden schießenden Wurststände nach dem Mauerfall im Osten der Republik. Dies war ein eruptiver Ausbruch des natürlichen Unternehmerwillens, welcher 40 Jahre unterdrückt wurde. Die „staatlichen Organe“ waren durch den Niedergang ihres Systems paralysiert.
Auf jedem Parkplatz, auf Feldwegen und Bürgersteigen entstanden Möglichkeiten zur Schnellversorgung mit traditionellen Wurstwaren und Fleischgerichten sowie selbst gemachten Eintopfgerichten.
Nicht nur die Wiederentdeckung eines guten Schaschliks verdanke ich dem Fall der Mauer auch ergötzte mich mein Auge an der Formenvielfalt der improvisierten Wurstbuden und Wurststände und Feldküchen. Der kulturelle Niedergang ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Er kam mit der westdeutschen Bürokratie und seinen freiheitsberaubenden Verordnungen. Wurstbuden wurden zurückgedrängt und durch widerliche Fast Food-Ketten, in denen zum Teil Gammelfleisch verkauft wurde, ersetzt. Findet man noch eins der überlebenden Zeichen der Speisefreiheit, schlägt mein Herz schneller. Das Fahrzeug ist schnell gewendet – die Wurst gekauft.
Sie fahren von der Autobahn Dresden Richtung Nürnberg die Abfahrt Reichenbach/Vogtland ab.
Unten rechts nach Reichenbach. Auf halber Strecke, linker Hand am Waldesrand, finden sie diesen Wurststand. Frische Wurst am Mittwoch auf dem Markt von Reichenbach. Es lohnt sich!