Rostock is(s)t auch Thüringer
Sie sind nahezu überall – die Thüringer die Sachsen und die Japaner.
Rostock is(s)t auch Thüringer obwohl im Sommer vorwiegen Japaner, Chinesen und Amerikaner die Stadt bevölkern. Sie ergießen sich aus den Musikdampfern und strömen zu zehntausenden in die Stadt.
Der Asiate fasst eine Wurst sehr vorsichtig an, hat aber nicht so ein Problem wie wir beim Sushi-Essen mit Stäbchen.
Der Amerikaner, dagegen, ist erstaunt, dass eine Wurst auch schmecken kann und das Brötchen nicht süß und weich wie ein feuchter Schwamm ist. Es knuspert gar beim Reinbeißen. Ja, das was ich schreibe, ist gemein. Aber wir müssen uns alle weiterbilden und der Realität ungeschminkt ins Auge blicken.
Immerhin – zwei mobile Bratwurststände habe ich in Rostock gesehen. Einen am Bahnhof und einen auf der Kröpi, der Hauptflaniermeile.
Das sind zwei mehr als in Karlsruhe. Was sagt uns das? Karlsruhe ist eine Bratwurstentwicklungsstadt. Freilich, hier gab es auch mal einen fahrbaren Wurststand. Der hatte sogar eine vorzügliche Currywurst. Das war der Stadt aber zu liederlich und so wurde die Mobilität der Wurst von den Würstchen aus dem Rathaus extrem eingeschränkt. Es gibt ja Kommunalpolitiker, die niemals ihr Stadtgebiet verlassen, geschweige denn Bildungsreisen in die Hauptstadt der Wurststände, New York, unternehmen. Sonst wüssten sie, dass eine Großstadt ohne Bratwurststände nicht den Namen Groß verdient.
Aber trotzdem muss ich, ein ganz klein wenig, an der Rostocker-Thüringer Bratwurst mäkeln.
Sie ist, und das merkt man schnell, keine echte Handwerkswurstkunst. Eine ehemalige DDR-Fleisch und Wurstwaren Genossenschaft wurde nachwendig privatisiert. Nicht ganz klein und halt Massenproduktion. Freilich schmeckt diese Thüringer-Bratwurst gut. Aber nicht ganz gut. Mich machte schon die Form stutzig. Zu kurz, zu dick. Eine Thüringer ist schlank und lang. In der Regel hat sie, wie im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft vom 15.05.2002zu lesen ist, mindestens 15-20 cm lang zu sein. Diese war sehr knapp bemessen und irgendwie fehlte mir auch Majoran und Knoblauch im ausreichenden Maß.

Der Standort vor dem McDonald auf der Kröpeliner Straße, der Flanierstraße Rostocks, war jedoch gut gewählt.
Denn das älteste und beste Fastfood der Welt ist die Wurst. Denn schon 700 vor Christi Geburt aßen die alten Griechen Wurst. So ist es bei Homer zu lesen. McDonald wurde 1955 gegründet. Was ist denn das dagegen! Nur eine Frage der Zeit, bis diese flüchtige Mode mit dem undefinierbaren Hackfleischbratlingen vorbei ist.