Gatzemeier Der Sekretär – Roman
In Gatzemeiers Erstlingsroman wird von einem zeitlebens ebenso desorientierten wie opportunistischen Karrieristen, erzählt. Er lotet die Abgründe des Menschen aus.
Unter Gelesen sammle ich Bücher, die mir wichtig geworden sind. Manche haben mich überrascht, manche irritiert, manche begleitet – doch sie alle haben etwas in mir ausgelöst. Als Künstler lese ich nicht, um Literatur zu verwalten, sondern um mich von ihr berühren zu lassen. Deshalb sind die Texte hier bewusst subjektiv und manchmal im Widerspruch zu den offiziellen Meinungen des Literaturbetriebs.
In Gatzemeiers Erstlingsroman wird von einem zeitlebens ebenso desorientierten wie opportunistischen Karrieristen, erzählt. Er lotet die Abgründe des Menschen aus.
„Die Vernunft ist ein Potenzial, das zwar allen Menschen innewohnt; ausgeschöpft wird es aber nur von manchen und auch von diesen nur gelegentlich und unvollkommen.“
Zuweilen habe ich den Eindruck, dass aktuelle deutsch Literatur belehrend daherkommt. Es ist nicht verwerflich, wenn Wissen vermittelt wird.
Am Anfang eines Romans mitten im Geschehen zu sein ist unüblich. Ich gestehe, dass ich nicht da war. Nicht dort in Mexiko. Aber eben da
Der Unterschiede zwischen Kunst und kochen besteht eventuell nur darin, dass man die Ergebnisse des Kochens nicht im Museum ausstellt. Aber auch dies stimmt nicht so richtig, wie Daniel Spoerri`s Werk beweist.
Nachdem ich von der Sabuschko das „Museum der vergessenen Geheimnisse“ gelesen hatte, fiel mir letztens „Darina die Süße“ in die Hände. Begierig las ich…
Sagenhafte, schiere, unbeschreibliche hunderttausend belletristische Neuveröffentlichungen wurden dem deutschen Publikum im letzten Jahr zugemutet. Und dann das.
Da bin ich aber sehr froh, dass ich die Rezension in der „Zeit“ über die Sabuschko gelesen habe. Sonst wäre an mir wohl dieses grandiose Buch vorübergegangen
Hinter Edgar Wünschel, dem attraktiven Mathematiker, sind die Frauen her, er will und kann keine von ihnen halten. Er wird Aktienhändler, um nicht als Arbeitsloser zu enden.
Besonders einprägsam sind für mich Stimmen der ukrainischen Literatur, wie etwa Oksana Sabuschko großer Roman „Das Museum der vergessenen Geheimnisse“, der Geschichte, Liebe und Verlust in einem ungeheuren erzählerischen Atem bündelt. Solche Bücher öffnen Räume – literarische wie politische – und werden deshalb unter Gelesen nicht nur referiert, sondern aus der Perspektive eines Künstlers reflektiert.
Immer wieder greife ich auch zu Romanen, die das Leben von Künstlerinnen und Künstlern literarisch fassen. Renate Feyls „Lichter setzen über grellem Grund“, die eindringliche Erzählung über das Leben der Malerin Marie Louise Elisabeth Vigée-Lebrun, ist ein Beispiel dafür, wie sehr Literatur die Bildkunst vertiefen kann. Solche Bücher sind mehr als bloße Biografien: Sie führen mitten hinein in Ateliers, Gesellschaftsräume und historische Brüche – in jene Momente, in denen Kunst entsteht oder scheitert.
Dass Literatur und Kunst oft in denselben Töpfen rühren, zeigt sich auch an anderer Stelle: Selbst ein Kochbuch kann Kunstgeschichte transportieren. Das legendäre Kochbuch von Toulouse-Lautrec ist dafür ein herausragendes Beispiel. Es verbindet Kulinarik, Bohème und das Pariser Fin de Siècle zu einem einmaligen Dokument künstlerischer Lebenswelt – und findet »unter Gelesen« neben Romanen und Essays seinen unverhofften Platz.
Gelesen versteht sich als offenes, wachsendes Lesearchiv. Es geht nicht um Rankings, Kanon oder akademische Deutungshoheit, sondern um die persönliche Resonanz zwischen Kunst, Leben und Literatur. Durch die Verzahnung von persönlicher Rezensionen, kunsthistorischen Bezügen und eigenen literarischen Projekten entsteht ein Raum für Leserinnen und Leser, die nicht nur wissen wollen, was gelesen wird – sondern warum.
Diese Seite wird kontinuierlich erweitert und spiegelt jene Bücher, die mich als Künstler begleiten: politisch, poetisch, widersprüchlich – und manchmal auch kulinarisch.
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