Ein lohnendes Ziel im malerischen Muldental – Der Bahnhof Leisnig
Mit diesem Beitrag bekommt der Wanderweg einen sommerlichen Anstrich – denn es war einer dieser Tage, an denen man nicht viel mehr braucht als einen offenen Himmel, ein paar Kilometer unter den Sohlen und ein kühles Getränk in Aussicht.
Ein lohnendes Ziel im malerischen Muldental – Der Bahnhof Leisnig. Ja, genau – wieder einmal. Denn sein Biergarten hatte geöffnet, und das lockt den Wandersmann wie die Motte das Licht.
Zwischen Leipzig und Döbeln gibt es viele Bahnhöfe, die dem Verfall preisgegeben sind – trostlose Orte, die bei der Ankunft eher Schwermut als Vorfreude auslösen. Sie sind stille Mahnmale der Vernachlässigung und wecken bei manchem ein Gefühl von Politikverdrossenheit. Nicht so der Bahnhof Klosterbuch: Er wurde von privater Hand liebevoll saniert und empfängt seine Gäste mit Charme, statt mit Tristesse. Der erste Eindruck dort macht einfach gute Laune.
Grün ist die Hoffnung
In meinem Beitrag von 2022 war der Frühling noch schüchtern, die Bäume kahl, die Landschaft roh und ungeschönt. Jetzt aber, im Sommer, hat das Grün die Oberhand gewonnen. Es überdeckt die Narben, hüllt alles in sattes Leben und lässt einen fast glauben, die Welt sei in Ordnung. Natur als Photoshop – nur ohne Filter und dafür ganz echt.
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Ein Weg in Stille im malerischen Muldental
Einige Wanderwege im Muldental sind gut besucht, andere fristen ein stilles Dasein. Der Pfad auf der rechten Seite der Mulde flussabwärts gehört eindeutig zur zweiten Kategorie. Wie schon beim letzten Mal: menschenleer. Auch die kleinen, aber hilfreichen Wegweiser glänzten wieder durch Abwesenheit
Die letzte kleine Wanderung von Klosterbuch nach Leisnig im malerischen Muldental unternahmen wir im Frühjahr 2022. Geblieben ist die schöne Landschaft, aber auch die fehlende Beschilderung. Da bewirkte auch der Bericht über meine Wanderung in der Sächsischen Zeitung nix. Eventuell hilft der Behörde ja ein Wandertag in die nähere Umgebung?
Oder liegt es an den fehlenden Fördergeldern für 8 oder 9 wegweisende Schilder. Wie wir wissen, bewegt sich der Deutsche erst nach der Vergabe von Fördergeldern – und dann auch nicht immer. Deutschland – das Land der Subventionjunkies.
Dabei lohnt sich die Strecke, und das nicht nur für das Auge. Das Muldental ist nicht bloß eine romantische Kulisse für Ausflügler, sondern auch geologisch von besonderem Reiz.
Die Region ist durchzogen von Porphyrgestein – einem vulkanischen Erbe aus uralten Tagen. Was wie ein medizinisches Problem klingt, entpuppt sich als geologischer Schatz. Viele historische Bauwerke, etwa die Burg Mildenstein in Leisnig, stehen auf diesem soliden Grund. Und wer sich für die Tiefen der Erdgeschichte interessiert, kommt auf der Geo-Wander-Route entlang der Freiberger Mulde auf seine Kosten – ein Pfad, der Geist und Beine gleichermaßen fordert.
Die stille Bühne der Natur im malerischen Muldental
Abseits der Geologie zeigt sich die Mulde von ihrer lebendigen Seite. Die Natur wirkt oft unberührt, besonders auf den wenig begangenen Pfaden. Wer mit offenen Augen wandert, begegnet einem Mikrokosmos aus Tieren, Geräuschen und Bewegungen: Frösche quaken im Chor, Molche huschen durchs feuchte Gras, und Schmetterlinge tanzen in der Luft – darunter das Tagpfauenauge, der Zitronenfalter und mit Glück auch der seltene Schwalbenschwanz.
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Ein großes Ereignis war es ein Landkärtchen im „Sommerkleid“ zu entdecken welches 2007 der Schmetterling des Jahres und 2023 das Insekt des Jahres war.
Das Landkärtchen sieht im Frühjahr völlig anders aus als im Sommer. Die erste Generation trägt ein orange-schwarz gemustertes Kleid, die zweite erscheint in tiefem Schwarz mit feinen weißen Bändern. Zwei Jahreszeiten, zwei Erscheinungen – und doch ein und dieselbe Art. Fast, als hätte die Natur beschlossen, sich neu zu erfinden.
Im malerischen Muldental findet das Landkärtchen beste Bedingungen: Feuchte Wiesen, lichte Auwälder und die Ufer der Mulde bieten nicht nur Nahrung, sondern auch Ruhe. Besonders oft lässt es sich dort nieder, wo Brennnesseln wachsen – die Lieblingspflanze seiner Raupen. Wer also in einer ruhigen Biegung des Weges ein zartes Flattern wahrnimmt: hinschauen lohnt sich. Vielleicht ist es nur ein Moment – aber einer mit Landkarte.
Aber auch am Boden war einiges los. Manches zu schnell um es fotografisch festzuhalten aber diese Zauneidechse verweilte in Ruhe, bis wir weitergingen.
In den angrenzenden Wäldern hört man das leise Klopfen des Schwarzspechts oder das feine Revierlied des Zilpzalps. Mit etwas Glück entdeckt man sogar Spuren von Bibern – sie nagen sich inzwischen wieder durch das Ufergestrüpp. Eine Landschaft, die atmet, summt, lebt. Und das ganz ohne Eintritt.
Hoch über dem Tal der Freiberger Mulde thront die Burg Mildenstein – ein wehrhaftes Bollwerk mit über 1 000 Jahren Geschichte. Ihr runder Bergfried, über 30 Meter hoch und mit meterdicken Mauern, zeugt noch heute von mittelalterlicher Machtarchitektur. Romanische Kapelle, Rittersäle und ein weitläufiger Burghof machen sie zu einem der eindrucksvollsten Zeitzeugen Sachsens. Heute beherbergt sie ein Museum, das Geschichte nicht nur zeigt, sondern spürbar macht.
Ein lohnendes Ziel im malerischen Muldental – Der Bahnhof Leisnig
Und dann: Leisnig. Der Bahnhof – auf den ersten Blick schlicht, auf den zweiten ein kleines Juwel des Architekten und Weinbrenner-Schülers Eduard Heuchler. Er wurde in den letzten Jahren mit viel Idealismus und Engagement saniert.
Wo einst Tristesse herrschte, lebt heute Kultur. Konzerte, Lesungen, Ausstellungen – der Bahnhof ist zu einem Ort der Begegnung geworden. Besonders erwähnenswert: der Biergarten. Großzügig, schattig, entspannt – ein Ort, an dem man versacken möchte. Und doch ist er oft zu leer. Wie gute Kunst: Da, aber zu selten gesehen.
Der Bahnhof ist ein lohnendes Ziel im malerischen Muldental und liegt unterhalb der Stadt. Das ist nicht so übel, da es huch hinauf geht in den Stadtkern von Leisnig.
Einst stark frequentiert, wurde er nach der Wende vergessen und verrottete in den blühenden Landschaften. Heute ist er ein Beispiel dafür, was ehrenamtliches Engagement bewirken kann – ein Symbol für das stille Aufbegehren gegen das Vergessen.
Einziger Wermutstropfen: die Anbindung
Wer aus Leipzig kommt und das Auto stehen lässt – was ja löblich ist –, hat es am Wochenende nicht leicht. Der Zug fährt nur alle zwei Stunden, und die letzte Rückfahrt ist bereits um 21 Uhr. Zu früh für Kultur. Zu früh für Musik. Und ganz sicher zu früh für ein zweites Bier. Da hilft nur hoffen. Und träumen.
Und dann wäre da noch … als ein weiteres lohnendes Ziel im malerischen Muldental
… das Kloster Buch, ein Kleinod unweit der Strecke. Der Verein, der sich um das historische Ensemble kümmert, leistet Großartiges: Konzerte, Märkte, Führungen, gepflegte Gartenanlagen – alles mit viel Liebe zum Detail. Ein Abstecher lohnt sich unbedingt. Auch – oder gerade – wenn man eigentlich nur wegen des Biers unterwegs war.
Ein lohnendes Ziel im malerischen Muldental – Der Bahnhof Leisnig INFO-BOX
📍 Kulturbahnhof Leisnig (Bahnhof Leisnig)
📌 Adresse:
Bahnhofstraße 31,
04703 Leisnig, Sachsen
🌐 Offizielle Webseite: bahnhof‑leisnig.de
Bahnlinie RB 110 Leipzig – Döbeln
Ab 2026 (angeblich) S-Bahnanschluss