Der Bahnhof Leisnig
Eine außergewöhnliche Denkmalsrettung
Wir kennen die Bahnhöfe der sächsischen Provinz. Die meisten sind vom Zerfall bedroht, aber für den Bahnhof Leisnig kam Rettung von unerwarteter Seite.
Da suchen vier junge Menschen – die manche Zeitgenossen fälschlicherweise als Aussteiger bezeichnen würden – ein altes Gebäude.
Sie hatten alte Bauernhäuser, Hotels oder ähnliches im Sinn, entdeckten jedoch zufällig den Leisniger Bahnhof. Ein Glücksfall für diese nicht gerade prosperierende Kleinstadt an der Freiberger Mulde.
Die jungen Leute sind musikbegeistert und einer hat Architektur in Dessau studiert.
Der – man möchte es jugendlichen Wahnsinn nennen – trägt erstaunliche Früchte. Ende November 2021 beginnt die Sanierung des Bahnhofs. Und schon im Sommer 2023 ist viel zu sehen. Der Bahnhof blüht regelrecht auf
Die vier sagten sich – packen wir es an.
Mit ihrem außerordentlichen Organisationstalent starteten sie eine Crowdfunding Kampagne, um den Eigenanteil von 130.000 Euro aufzubringen. Mit dieser Vorleistung waren sie berechtigt, KfW-und Denkmalförderungen zu beantragen. Die Dachflächen sind dicht und einiges schon saniert.
Für mich, der eine Sanierung mit dem Ziel des „Neuzustandts“ nicht gutheißt, bleibt zu hoffen, dass vieles den jetzigen Charakter behält und so Altes bewahrt und Neues in Grenzen hält.
Denn man sieht und merkt, wie Tod-Sanierung oder der Neubau alter Bausubstanz in Potsdam oder Dresden leblose Kulissen entstehen lässt, die von den Bürgern der Stadt letztendlich nicht angenommen werden und nur dem Tourismus als Staffage dienen.
INFOBOX BAHNHÖFE
Gemeinhin fristen zahlreiche Bahnhöfe im sächsischen Land ein armseliges Dasein, bis der Bagger kommt. Der ehemalige Stolz einer jeden Stadt verfällt oder wird zum Spekulationsobjekt.
Betrachten wir den Bahnhof Leisnig näher. Dieser Bahnhof ist ein Kulturdenkmal, wie so viele andere. Er wurde von dem Architekten Eduard Heuchler /1801-1879) erbaut. Dieser war ein Schüler des bedeutenden und prägenden klassizistischen Karlsruher Architekten Johann Jakob Friedrich Weinbrenner (1766-1826).
Der Bahnhof ist mit seinem symmetrischen Aufbau und der typischen Schmuckelemente ein herausragendes Beispiel der klassizistischen Bauweise. Der Bahnhof gehört zur Bahnstrecke Leipzig – Meißen, die 1886 in Betrieb ging. Im Dezember 2015 wurde der Streckenabschnitt Döbeln – Meißen stillgelegt.
Grandios ist der schönste Biergarten in Sachsen am Leisniger Bahnhof.
Dieser ist auf Kulturelles ebenso ausgerichtet, wie zum kommoden Verweilen. Die Speisekarte ist einfach. Jedoch wird alles frisch zubereitet. In dem Café/Bar Bereich lässt es sich auch bei ungünstigem Wetter gut sitzen.
INFOBOX BAHNHÖFE und Bahnareale als SPEKULATIONSOBJEKTE
Eutrizscher Freilandbahnhof Leipzig
2005 werden 25 Hektar von der (staatlichen) Deutschen Bahn für 2,1 Millionen Euro an einen Vermögensverwalter verkauft. Eine Unternehmensgruppe des berüchtigten Investors Gröner erwirbt das Gelände 2015 für 33 Millionen Euro. Dieser verkauft das Gelände nach 4 Jahren für 195 Millionen an ein österreichisches Unternehmen. 2021 wird weiterverkauft. Diesmal für 210 Millionen Euro. Auf diesem Gelände sollten dringend benötigte Wohnungen entstehen. Neu erbaute Wohnungen würden bei diesen Grundstückspreisen nicht unter 16 Euro pro qm vermietet werden können.
Der Döbelner Bahnhof gehört einem bayerischen Investor und steht scheinbar wieder einmal zum Verkauf.
Zur Geschichte. 2008 lehnte die Stad ein Kaufangebot der Deutschen Bundesbahn ab und überlies leichtfertig Spekulanten das Tor und Aushängezeichen der einst so stolzen Stadt.
2010 kaufte eine Gesellschaft den Bahnhof und bot diesen 2014 für einen Kaufpreis von 300.000 € an. Der damalige Eigentümer unternahm nichts und bietet den Bahnhof derzeit wieder zum Verkauf an. Seit 1990 sind keine Investitionen mehr in das Gebäude geflossen. Sein Zustand ist desolat.
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Und hier weitere Berichte aus dem MULDENTAL in Mittelsachsen