Die Dorfkirche Döben bei Grimma – Ein kulturgeschichtliches Kleinod mit bemerkenswerter Ausstattung
Die evangelisch-lutherische Dorfkirche von Döben, einem kleinen Ort in der Nähe von Grimma in Sachsen, gehört zu den kunst- und kulturhistorisch herausragenden Sakralbauten des Muldentals.
Ihre wechselvolle Baugeschichte, die in ihrer Gesamtheit einzigartige barocke Innenausstattung sowie die malerische Lage auf dem Kirchhügel machen sie zu einem bedeutenden Zeugnis ländlicher Sakralarchitektur in Mitteldeutschland.
Architektur und Baugeschichte
Die Ursprünge der Dorfkirche Döben bei Grimma reichen in die Romanik zurück.
Der Chorraum ist der älteste erhaltene Teil des Gebäudes und geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Auffällig ist die aus dem 13. Jahrhundert stammende Turmstube, die auf eine Wehrkirchenfunktion hindeuten könnte. Der polygonale Schluss des Chorraumes, wahrscheinlich 1507 von den Brüdern von Maltitz gestiftet, verweist auf spätgotische Umbauten. Dieser Raum wird durch ein außergewöhnliches Zellengewölbe abgeschlossen – eine Gewölbeform, die in der Übergangszeit von Gotik zur Renaissance vereinzelt in sächsischen Landkirchen zu finden ist aber eigentlich repräsentativeren Kirchen vorbehalten war.
Der übrige Chor ist mit einem Kreuzgratgewölbe überspannt, das architektonisch eine Verbindung von romanischer Stabilität und gotischer Raumöffnung darstellt.
ANZEIGE
ANZEIGE - ENDE
Der barocke Umbau der Kirche erfolgte in den Jahren 1696/97. Aus dieser Zeit stammen wesentliche Teile der Innenausstattung sowie die charakteristische bemalte Bretterdecke im Kirchenschiff.
Decke und Ausmalung
Die flache Holzdecke des Kirchenschiffs ist ein besonderes Zeugnis ländlich-barocker Malerei in Sachsen.
Sie wurde 1696 gefertigt und zeigt in vier Rundbildern und einem zentralen Sechseck zentrale Szenen der Heilsgeschichte: die Anbetung der Hirten, die Kreuzigung, die Auferstehung und Himmelfahrt Christi sowie – im Zentrum – das Jüngste Gericht mit dem Schriftband „Der Streit ist ihm gelungen.“
Der Zyklus ist theologisch durchdacht, in die Raumachse eingebettet und stilistisch im Übergang von Renaissance zu Barock verortet.
Diese bäuerlich zu nennende Deckenmalerei ist durch ihre Natürlichkeit etwas Besonderes. Obwohl man der Malerei anmerkt, das diese von einem einfachen aber begabten Maler angefertigt wurde hat sie eine große Ausstrahlung. Leider geraten derartige Kunstwerke in Vergessenheit.
Die Malerei wurde mehrfach restauriert, zuletzt in den Jahren 1983 und 1992/93.
ANZEIGE
ANZEIGE - ENDE
Empore und Herrschaftsloge der Dorfkirche Döben bei Grimma
Anders als in vielen anderen Dorfkirchen ist die Empore in Döben nicht umlaufend, sondern als zweigeschossige, verglaste Herrschaftsloge im Chorbereich integriert – ein klarer Hinweis auf das Patronat der örtlichen Grundherren. Sie zeigt bemalte quadratische Kasetten, darunter das Abendmahl, die Fußwaschung, Christus in Gethsemane, die Erscheinung vor den Grabwächtern und die Gefangennahme. Die Loge ist somit zugleich Ausdruck sozialer Hierarchie wie auch Medium religiöser Repräsentation.
Ich bin mir nicht sicher, ob die Kassettenmalerei an der Empore von anderer Hand stammen als die Deckengemälde.
Eine vielleicht nicht unbedeutende Entdeckung auf einer meiner Fotografien, ist Namen eines Gottfried Herttel mit Namenszusatz und dem Jahr 1675 auf der Kassette, die mit „Christus in Gethsemane“ beschrieben wird, für mich jedoch zuerst den Judaskuss darstellt. Jedoch kann ich unter dem Namen „Herttel“ keinen Verweis auf einen bestimmten Künstler finden.
Vermutlich ist und war das Interesse den Ursprung dieser Malerei und ähnliche Ausführungen in anderen Kirchen zu erforschen gering.
Es ist zu vermuten, dass der oder die „Meister der Dorfkirche Döben“ auch in anderen Kirchen seine Spuren hinterlassen hat, denn die Malerei zeugt von einiger Routine.
Da in den seltensten Fällen die Namen der Maler überliefert sind – oder auch einfach nicht interessierten – wird es für den Einzelnen nicht möglich sein dies zu erforschen. Die Sichtung der Kirchenunterlagen würde für mich jedoch jeden Zeitrahmen sprengen.
ANZEIGE
ANZEIGE - ENDE
Altar und Kanzel
Der prachtvolle Altaraufsatz stammt aus dem Jahr 1591 und wird dem Werkstattkreis des Franz Ditterich d. Ä. zugeschrieben. Dieser soll an der Begräbniskapelle des Freiberger Doms mitgearbeitet haben.
In zwei Predellen sind Szenen wie die Anbetung der Hirten, Christus im Garten Gethsemane und das Abendmahl dargestellt. Im Hauptfeld finden sich figurenreiche Reliefs zur Kreuztragung und Grablegung Christi.
Unterhalb dieser Darstellung ist die Stifterfamilie von Schönfeld als Hochrelief eingefügt – ein typisches Motiv für das ausgehende 16. Jahrhundert, in dem sich Frömmigkeit und Statusbewusstsein miteinander verbanden.
Auch die Altargestaltung des Franz Ditterich d. Ä. hat eine sympathisch einfache Anmutung. Über diesen Künstler ist mehr zu erfahren, da er noch in mindestens vier weiteren Kirchen in Sachsen Werke hinterlassen hat.
Die Kanzel stammt aus dem 17. Jahrhundert. Sie wird von einer überlebensgroßen Mosefigur getragen.
Die Brüstung zeigt geschnitzte Evangelisten Reliefs, während die Treppenbrüstung mit gemalten Apostelbildern versehen ist – ein ikonografisches Programm, das sowohl auf die Verkündigung des Evangeliums als auch auf die apostolische Sukzession verweist.
Weitere Ausstattungsstücke
Zu den ältesten Elementen der Innenausstattung zählt ein großer romanischer Taufstein. Er bezeugt die lange sakrale Nutzung des Ortes seit dem Mittelalter. In der Chormauer befindet sich zudem eine rundbogige Sakramentsnische mit einem spätgotischen Türchen – ein wichtiges Element für die Aufbewahrung der Eucharistie im vorreformatorischen Gottesdienst. (Ohne Abbildung)
Ein weiteres bemerkenswertes Ausstattungsstück ist ein lebensgroßes Kruzifix aus dem 16. Jahrhundert, das heute in der Kirche frei aufgestellt ist und zurzeit verhüllt ist und restauriert wird. (Ohne Abbildung)
Die Grabplatten in der Dorfkirche Döben bei Grimma sind nicht nur künstlerisch wertvoll, sondern dokumentieren auch die Geschichte bedeutender Familien der Region, insbesondere derer von Döben, Schönfeld und Arras. Sie sind wichtige Zeugnisse der lokalen Adelsgeschichte und spiegeln die Entwicklung der Sepulkralkultur vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit wider.
Die Grabplatten befinden sich überwiegend im Chorraum und in der Apsis der Kirche, die als älteste Teile der Anlage gelten. Sie sind integraler Bestandteil des historischen Innenraums und tragen wesentlich zum besonderen Charakter der Dorfkirche Döben bei.
Die Orgel der Dorfkirche Döben bei Grimma wurde im Jahr 1911 von der renommierten Orgelbaufirma Schmeisser errichtet. Diese pneumatische Orgel fügt sich harmonisch in das barocke Kircheninnere ein und ergänzt die historische Ausstattung der Kirche.