Bratwurst auf dem Münchner Hauptbahnhof
Man möchte meinen, die Bayern spinnen, wenn man auf dem Münchner Hauptbahnhof eine Bratwurst kauft – oder es zumindest versucht.
Was ist los mit der Bratwurst auf dem Münchner Hauptbahnhof? Denn mit nur vier Gleisen Abstand steigt der Preis um sagenhafte 66,67 %! Also von 3 € auf 5 €. Warum?
Das bleibt eines der ungelösten Rätsel des bayerischen Wirtschaftsgeistes. Vielleicht liegt es am besonderen Bahnsteig-Ambiente auf der einen Seite des Bahnhofs. Oder daran, dass eine Bratwurst mit Aussicht auf den Regionalexpress nach Oberammergau einfach edler schmeckt.
Jedenfalls wird der eine Bratwurststand vom Publikum förmlich überrannt – Menschen drängen sich, als gäbe es dort Freibier oder den letzten Platz auf der Wiesn.
Der andere Stand dagegen: eine triste Bratwurst-Ödnis. Nur eine einzige, sichtlich gelangweilte Person wartet auf Kundschaft. Ich hätte es als Warnung deuten sollen. Aber nein, mutig trete ich vor, bestelle und erhalte… die wohl schlechteste Bratwurst auf dem Münchner Hauptbahnhof. Lauwarm, mit einer Bräunung, die nur an ein Missverständnis mit der Grillplatte erinnern kann.
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Natürlich konnte ich nicht alle Bratwürste testen – meine Leidensfähigkeit hat Grenzen.
Doch der andere Stand bot nicht nur weiße und rote Bratwürste, sondern auch Currywurst. Eine Versuchung, der ich nicht widerstehen konnte.
Die Bayern, die Preußen und die Currywurst
Wie der Bayer zur Currywurst steht? Ein Mysterium. Vielleicht wie zum Preußen selbst: mit einer Mischung aus arroganter Belustigung, Skepsis und gelegentlicher Duldung, weil man ja doch zu Deutschland gehören möchte.
Sicher ist, die servierte Currywurst war eine in Scheiben geschnittene Brühwurst – ein pragmatischer Ansatz, aber nichts, worüber man in Berlin ein Volksfest feiern würde. Immerhin war die Soße akzeptabel, also kein totaler Reinfall.
Doch historisch betrachtet: Currywurst ist eine Berliner Erfindung. Und der Bayer? Der mag den Preußen zwar dulden, aber lieben? Das wäre zu viel verlangt. Man stelle sich vor, ein Urbayer bestellt freiwillig eine Berliner Currywurst – das wäre ja fast so, als würde ein Münchner zugeben, dass das Oktoberfest eigentlich nur ein riesiger Touristenrummel ist!
Doch am Ende siegt die Wahrheit des Imbisswesens: Nicht jeder auf dem Münchner Hauptbahnhof ist ein Bayer. Vielleicht findet auch der Bayer manchmal seinen Weg zur Currywurst – solange er sie nicht „Preußenwurst“ nennen muss.