Die Weimarer Bratwurstkultur
Wer nach Weimar fährt, fährt auch nach Thüringen und da ist die nach diesem Land benannte Wurst natürlich allgegenwärtig.
Der „Hätschelhans“, wie die Mutter von Goethe ihren Johann Wolfgang nannte, war vernarrt in die Wurst und pries sie überschwänglich.
Schwartenmagen war für den Dichterfürsten das Größte aber auch die deftige Schalottenleberwurst zu gekochtem Blaukohl verspeiste er mit Vergnügen. Und natürlich die Nürnberger Bratwürste dutzendweise. Die ließ er sich nach Weimar kommen, obwohl Goethe auch die Thüringer Bratwurst nicht verschmähte.
„Nur von fern ein Gastmahl wittern,
macht mir alle Glieder zittern,
Würste, Braten und Pasteten,
sind imstande, mich zu töten.“
Ob die Weimarer Bratwurstkultur so wie sie sich heute darstellt Goethe gefallen würde weiß man natürlich nicht.
Mir scheint das Problem ist, wie so oft, der Erfolg. Seit diese Thüringer Spezialität 2004 als Begriff unter der geografischen Angabe geschützt wurde, verbreitete sich die Thüringer Bratwurst Pestartig über das deutsche Land. Dabei ist es lediglich verpflichtend, das 51 % der Rohstoffe für dieses Produkt aus Thüringen stammen.
Wie diese Rostbratwürste hergestellt und verarbeitet werden ist nicht festgelegt. Zwar gibt es eine Typisierung die Gewürze enthält und eine Körnung von 3 mm empfiehlt.
Aber am Ende entsteht der Geschmack durch die Qualität der Zutaten. Und in einem Fall – dem Karlsruher Bratwürstchen – hat man das Mindestgewicht von 100 – 150 Gramm massiv unterschritten.
Wer es nicht glaubt. Also nicht glaubt, dass die Zutaten die Qualität einer Bratwurst ausmacht der gehe zum Fleischer seines Vertrauens oder besuche den Bratwurststand auf dem Bahnhof Hannover.
Auch wenn das älteste Rezept dieser Thüringer Wurst aus dem Jahr 1613 im Staatsarchiv Weimar liegt, bedeutet dies nicht, dass die Weimarer Bratwurstkultur dadurch eine außerordentliche sei.
Nach der Verkostung am ersten Bratwurststand ist bei mir von Begeisterung keine Spur zu merken.
Zum Schutze der Bratwurst muss ich allerdings anmerken, dass ein häufiger Fehler bei der Zubereitung begangen wurde. Die Bratwürste waren vorgebraten und lagen sozusagen auf Halde. Dementsprechend hatte das „Ding“ – welches mir für satte 4 € verkauft wurde – seinen Saft verloren und damit auch den Geschmack. Das die Textur eines Lebensmittels das Mundgefühl beeinflusst müsste ein jeder wissen, der mit Lebensmitteln umgeht.
Natürlich ist dieser Bericht unvollkommen. Denn es gab auf dem Markt noch zwei weitere Thüringer Bartwurststände. Diese zu testen wird bei einer weiteren Reise die Aufgabe sein. Und dann schaue ich mir auch den Cranach-Altar an.