Jesus Christus kommt bald
Glosse zu einer irreführenden Ankündigung nach § 5 des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb.
30 Millionen Ergebnisse spuckt Dr. Google aus, wenn ich ihn frage, wann Jesus Christus mich besuchen kommt oder eben Jesus Christus kommt bald. Und damit sind noch nicht einmal all die Forenbeiträge, Verschwörungstheorien und selbsternannten Propheten mitgezählt.
Ich muss mich vorbereiten. Ein Koffer mit hitzefester Kleidung, eine besonders große Trinkflasche – mehr fällt mir als armer Sünder nicht ein. Denn wenn ich es mir recht überlege: Die Hölle ist garantiert. Das Fegefeuer wäre ein Glücksfall.
„Jesus Christus kommt bald“ – eine vage Behauptung mit Tradition.
Vielleicht sollte ich mich umorientieren. Dann wird alles einfacher. Google liefert mir 110 Millionen Ergebnisse zum Suchbegriff „Reich werden“. Dort gibt es mehr Anleitungen als beim Thema Weltrettung.
Und was sagt die offizielle Ankündigung? Kein Datum, keine genaue Uhrzeit – außer dass es vorher so sein wird, wie es jetzt ist. Es gibt Erdbeben. Haben wir ständig irgendwo. Die Sonne wird gelb. Ein Saharasturm macht’s möglich. Hunger. Zum Glück nicht hier, aber anderswo.
Matthäus wusste es vor 2000 Jahren auch nicht genau. In Absatz 24,36-44 eines Bestsellers, der in geschätzten 2,5 Milliarden Exemplaren verkauft wurde, steht:
> „Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. […] Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. […] Darum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint.“
Das klingt vage. Aber so macht man das, wenn man sich nicht festlegen will.
Vergleich: Mao Tse-tung und andere große Versprecher.
Zum Vergleich: Die Worte des großen Vorsitzenden Mao Tse-tung wurden „nur“ 1,5 Milliarden Mal verkauft. Und auch seine Versprechen hielten nicht, was sie versprachen. Marx, Lenin, Stalin? Dicke Bücher voller Ideologien und Ankündigungen. Und was kam? Nun ja, irgendwas, irgendwie, irgendwann – aber nicht das, was man sich erhofft hatte.
War die Ankündigung vielleicht ein Schnellschuss?
Ich vermute, das Versprechen „Jesus Christus kommt bald“ war gut gemeint, aber vielleicht etwas vorschnell ausgesprochen. Viele haben gehofft. Viele wurden enttäuscht.
Christus hatte über 2000 Jahre Zeit, sich das Treiben auf der Erde in aller Ruhe aus der Ferne anzusehen. Und wer könnte es ihm verübeln? Mit **33 Jahren Lebenserfahrung** hatte er sich damals wohl ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt, als er – wer weiß wo und wem – die Rückkehr versprach, um die Menschheit zu erlösen.
Vielleicht überlegt er es sich einfach noch.
Schwierige Rahmenbedingungen für eine Wiederkunft und das Versprechen, Jesus Christus kommt bald.
Seine Bodenstation, die römisch-katholische Kirche, steht kurz davor, als kriminelle Vereinigung verboten zu werden – tausendfacher Kindesmissbrauch ist kein kleiner PR-Skandal mehr.
Und mal ehrlich: Würden Sie eine Welt retten, von deren Bewohnern Sie ermordet wurden?
Also, ans Kreuz genagelt, um als Sündenbock Gottes Zorn zu mildern. Sicher, es gibt auch andere theologische Deutungen. Aber ganz ehrlich? Mir hätte eine Kreuzigung gereicht.
Wenn Sie in Eisenach an diesem Plakat vorbeikommen…
… dann nehmen Sie den Bus.
Buße tun bringt Sie nicht wirklich vorwärts.
Jesus Christus – kommt bald – ist ein leeres Versprechen. Eigentlich handelt es sich um irreführende Werbung. Denn laut Gesetz sind **Aussagen verboten, die Menschen zu Entscheidungen bewegen, die sie ohne diese Versprechen nicht getroffen hätten**.
Zum Beispiel: Buße tun.