Der Vogel in der Kunst
Albrecht Dürer gehörte wie Leonardo da Vinci zu den „forschenden“ Künstlern der Renaissance und sind gute Beispiele für mein Thema – der Vogel in der Kunst.
Zum Beginn der sogenannten Neuzeit interessierten sich die Menschen in einer anderen Art und Weise für die Natur als im Mittelalter. Es wuchs der Drang nach Erkenntnis. So wurden Künstler zu Naturforschern und begriffen ihre Kunst als ein Teil der Naturerkenntnis. Jedoch vernachlässigte diese Herangehensweise nicht im Geringsten die Schönheit der Natur in ihrer Vielfältigkeit. Ganz im Gegenteil.
In der Welt der Kunst und Mythologie finden sich zahlreiche Darstellungen von Mischwesen, die die Grenzen zwischen Menschen und Tier verwischen. Eine faszinierende Kategorie dieser Wesen sind die Mischwesen aus Vogel und Mensch, deren Abbildungen und Geschichten seit Jahrhunderten die Fantasie der Menschen beflügeln. Vögel in der Kunst sind gerade bei den Mischwesen häufig anzutreffen.
Ein prominentes Beispiel für ein Vogelmensch-Mischwesen ist der mythische Greif. In verschiedenen Kulturen und Epochen wird der Greif als eine Kreatur mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf und den Flügeln eines Adlers dargestellt. Diese majestätische Gestalt verkörpert Stärke, Macht und Weisheit und findet sich in antiken Texten, Heraldik, und Kunstwerken aller Art, von Skulpturen bis hin zu Gemälden.
In der griechischen Mythologie taucht das Mischwesen Harpyie auf, das den Körper einer Frau und die Flügel und Klauen eines Raubvogels besitzt. Harpyien wurden oft als Boten der Götter oder als Verkörperung von Stürmen und Unheil betrachtet und fanden ihren Platz in zahlreichen literarischen Werken sowie in der bildenden Kunst der Renaissance. Der Vogel in der Kunst bekam so eine weitere Bedeutung und wurde mytologisch aufgeladen.
Carel Fabritius | Der Distelfink
Carel Fabritius ist ein Zeitgenosse von Rembrandt und von ihm beeinflusst. Gehörte jedoch der Delfter Schule an. Dieses Meisterwerk der Trompe–l‚œil Malerei zeigt den kleinen Finken als „Persönlichkeit“. In vielen der früheren Gemälde kann man eine gänzlich andere Verbundenheit zur Natur ausmachen, als es heute der Fall ist. da sich der Mensch viel mehr als heute als Teil der Natur begriff.
Henry Stacy Marks (1829-1898) war ein ständiger Besucher des Londoner Zoos und auch dieser Künstler verwendete den Vogel in der Kunst – seiner Kunst.
Manche Zeitgenosse behaupteten er bevorzugte die Gesellschaft mit Vögeln und meide den Menschen. Da er seinen Vögeln einen Charakter verleiht, lässt sich vermuten, dass er sie nicht nur als Objekte seiner Malerei begriff sondern als Lebewesen die uns etwas zu sagen haben..
Die Darstellung von Mischwesen aus Vogel und Mensch in der Kunst spiegelt oft die Sehnsucht des Menschen nach Freiheit, Flug und Überwindung der Grenzen wider. Sie lädt den Betrachter dazu ein, in eine Welt einzutauchen, in der das Unmögliche möglich wird und die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen.
Natürlich waren diese Mischwesen aus Vogel und Mensch auch für die Surrealisten von Interesse. Max Ernst griff das Thema Vogel in der Kunst immer wieder auf und varriierte dieses in zahllosen Collagen.
Die Antike hat in Vögeln mythologische Gestalten gesehen. Der Surrealismus griff dies auf und entwickelt diese Sehweise bis heute weiter.
Dabei spielen fast immer Mischwesen eine Rolle. Für Breton stehen die Tiere für die Verbindung zwischen Bewusstsein und dem Unbewusstem. Neben anderen symbolischen Aufladungen spielt auch der Traum eine große Rolle. Weiblichkeitsmythen wie die „femme fatale“ spielen eine große Rolle.
Der Vogel in der Zeitgenössischen Kunst.
Da in der zeitgenössischen Kunst stilistische Bindungen keine Rolle spielen ist die Beschäftigung mit Gegenständen und Bildmotiven offen. Dies gilt auch für das Motiv des Vogel in der Kunst.
Thomas Gatzemeier nimmt in seiner Arbeit Vogelparade die Motivik des Mischwesens zwischen Vogel und Mensch wieder auf und bewegt sich damit in der überlieferten mythologischen Tradition. Nimmt jedoch auch Bezug auf den Surrealismus eines Max Ernst.
Horst Kistner vermag es kongenial einen Dialog zwischen Menschen und Vogel bildhaft umzusetzen, indem er der Mensch auf eine Ebene mit dem Vogel stellt
Die Beziehung zwischen einem Menschen und Vögeln, insbesondere den Papageien kann äußerst einzigartig und bereichernd sein. Denn Papageien sind intelligente und soziale Vögel, die oft eine enge Bindung zu ihren menschlichen Begleitern aufbauen können. Papageien sind bekannt für ihre Fähigkeit, menschliche Sprache nachzuahmen und zu lernen. Dadurch können sie mit ihren menschlichen Freunden kommunizieren und sogar einfache Gespräche führen. Die Interaktion zwischen Menschen und Papagei kann sehr unterhaltsam und liebevoll sein.
Deshalb liegt der Wunsch und Gedanke nicht fern sich selbst in einen Vogel zu verwandeln und der eigenen Welt zu entfliehen.
Die Traurigkeit, nachdem ein Vogel aus dem Käfig entflogen ist, spiegelt oft tiefe Emotionen wider, die mit der Dualität von Gefangenschaft und Freiheit verbunden sind.
Für die junge Frau, die den Vogel gehalten hatte, war die plötzliche Leere des Raumes ein stummer Zeuge der Traurigkeit, die ihr Herz erfüllte. Es ist eine Traurigkeit, die sich aus der Erkenntnis speist, dass die Gefangenschaft, die sie dem Vogel auferlegt hatte, ihm die Freiheit genommen hatte, die für ein Wesen so wesentlich ist. Und trotzdem entsteht ein Verlust.
Und so bleibt ein Mensch zurück, mit einem Herzen schwer von Traurigkeit und Reue, aber auch mit der Erkenntnis, dass wahre Liebe bedeutet, loszulassen und das zu schätzen, was man hat, während man gleichzeitig den Mut hat, dem geliebten Wesen die Freiheit zu schenken, die es verdient. Denn nur in der Freiheit kann die wahre Schönheit eines Vogels erblühen, während in der Gefangenschaft nur die Traurigkeit der verlorenen Freiheit bleibt.
Alfred Hitchcock, der legendäre Meister des Suspense, hat in vielen seiner Filme die Furcht des Menschen auf brillante Weise porträtiert, und Vögel spielten dabei oft eine zentrale Rolle.
Die Darstellung von Vögeln in Hitchcocks Werken geht weit über ihre bloße physische Präsenz hinaus und dient als Metapher für die tief verwurzelten Ängste und Unsicherheiten der menschlichen Natur.
In Hitchcocks Film „Die Vögel“ von 1963 werden die Vögel zu einem Symbol für die unkontrollierbare und unerklärliche Bedrohung, die plötzlich über eine scheinbar friedliche Kleinstadt hereinbricht. Die Vogelschwärme, die zunächst als harmlose Kreaturen erscheinen, verwandeln sich schnell in eine bedrohliche Macht, die die Bewohner terrorisiert und in einen Zustand der Panik versetzt. Die Unvorhersehbarkeit und Unkontrollierbarkeit der Vögel spiegeln die tief verwurzelte Angst des Menschen vor dem Unbekannten und Unkontrollierbaren wider.
Der Mensch erwählt bestimmte Tiere, um ihnen Eigenschaften zuzuschreiben. Dem Raben werden verschieden Eigenschaften zugeschrieben. Das ist zuerst das Unglück. Denn seine schwarzes Federkleid und die krächzende Stimme sollen vom Tod künden. Diebstahl und Habsucht werden ihm auch unterstellt. List und Tücke. Der Mensch instrumentalisiert so Tiere, um sich seiner eigenen Eigenschaften bewusst zu werden.