Torsten Ueschner - ein Vollblutmaler
Torsten Ueschner ist kein Mensch großer Worte, das, was er zu sagen hat, überlässt er Pinsel und Farben.
Landschaft ist ihm Rückzugsort, Idylle, ein koloristisches Abenteuer, zu malerischer Üppigkeit gesteigert, eine Wirklichkeit, die uns beschwingt, mit sich reißt und Atmosphärisches fühlbar macht.
Karin Weber 2016
Ueschner steht nicht dazwischen. Essentiell ist für ihn die Malerei. Lebensinhalt. Existentiell sind seine aus diesem gelebten Malersein hervorgehenden Werke, so dass sie mit ihm verschmelzen.
Sigmund Freud würde sagen, es malt das ES. Soziologen kritisieren eine Entgrenzung der modernen Arbeitswelt. Kunst und Künstler kennen keine Grenzen und sind, wenn sie ihr Metier ernsthaft betreiben, in sich eins.
Seine verdichteten, pastos gemalten Bilder verraten zwar nicht den langwierigen Prozess ihrer Entstehung.
Jedoch strahlen diese Werke nicht nur Kraft, sondern auch eine ungewöhnlich vitale Farbigkeit aus. Es ist müßig Torsten Ueschner in eine Traditionslinie zu stellen. Mir fällt ein Vertreter des Fauvismus, Maurice des Vlaminck, ein. Dieser soll, der Überlieferung nach, gesagt haben: „Van Gogh bedeutet mir mehr als Mutter und Vater“.
Aber auch Frank Auerbach, dessen Werk sich keiner Stilrichtung zuordnen lässt, kommen einem in den Sinn. Mit diesem englischen Maler deutscher Herkunft verbindet Ueschner eines: Das obsessive, Monate, ja zuweilen Jahrelange, Arbeiten an einzelnen Gemälden und die kompromisslose Lebensweise als Künstler.
Gemeinhin werden Künstler eines Schlages des Torsten Ueschner als „Malschweine“ bezeichnet.
Sind ihre Ateliers regelrechte Schlachtfelder der Malerei. Tagaus tagein sind sie mit ihrem Werk beschäftigt und verdichten ihre Eindrücke. Solche Maler schaffen Gemälde, die weitab von künstlerischen Eintagsfliegen die Zeit überdauern, auch wenn sie selten die Aufmerksamkeit erlangen, die ihnen eigentlich zusteht.
Werke von Torsten Ueschner auf:
Persönliches Erleben wird zum Bild.
Ueschners Zeit auf See wird in seinen Bildern intensiv und kompromisslos widergespiegelt. Die Intensität dieser Erfahrung begleitet ihn seit Jahrzehnten und ist nicht zu vergleichen mit einer Betrachtung des Meeres vom Strand aus oder einer Reise auf einem Kreuzfahrtschiff im Schönwettergebiet. Das Existenzielle und die Relation des Ichs zur Natur kann nur in Extremsituationen erfahren und erfahrbar für den Betrachter bildhaft umgesetzt werden.
„In einem großen leeren Zimmer spachtelte ein dicker, schmieriger Mann mit einem Küchenmesser weiße Farbe auf eine nackte Leinwand. Von Zeit zu Zeit drückte er sein Gesicht an die Fensterscheibe und schaute in den Sturm. Das Meer war so nah, dass es an das in Schaum und Lärm eingehüllte Haus zu branden schien. Das Salzwasser schlug wie Hagel an die Scheiben und rann an den Wänden hinab. Auf dem Kaminsims stand ein Flasche Apfelwein neben einem halbvollen Glas. Ab und zu trank Courbet ein paar Schlucke und wandte sich dann wieder seinem Werk zu. Dieses Werk wurde „Die Welle“, und erregte in der Welt noch einiges Aufsehen.
Guy de Maupassant
In Zeiten der Naturzerstörung und den daraus resultierenden Folgen wird sich auch die Kunst wieder verstärkt der Landschaft widmen müssen. Denn Malerei ist immer Selbstvergewisserung und nicht zuletzt eine Reflexion des Lebensraumes. Dabei geht es weniger um eine Problematisierung als um Wahrnehmung. Denn Landschaftsmalerei vermag den Blick des Betrachters zu schärfen. Torsten Ueschner erarbeitet eine Essenz dessen, was wir häufig nicht mehr wahrnehmen.
Ihm ist die selbstzufriedene Massenmalerei des entfesselten Kunstbetriebs fremd, denn Torsten Ueschner – ein Vollblutmaler alter Schule, lässt sich ungern vermarkten.
Als zurückgezogener Künstler schottet sich Ueschner einerseits ab, schafft aber Werke, die dem Sujet der Landschaft neue Kraft verleihen. Dabei ist ihm der lärmende Kunstbetrieb immer fremd geblieben.
Der Entstehungsprozess ist ihm wichtiger als das Resultat. Unbeirrt von den modischen Kapriolen und Verwirrungen der Gegenwartskunst vermag er die traditionellen Techniken der Ölmalerei weiterzudenken, ohne in eine Manier zu verfallen.
In jedem Fall: Interessante Bilder, die eine beue Expressivität suchen!