Gerhard Schröder isst einen Kraftriegel in Weimar

Weimar ist ohne Zweifel eine der großen Kulturstädte Deutschlands. Goethe, Schiller, die Bauhaus-Bewegung – das volle Programm. Und Gerhard Schröder isst einen Kraftriegel in Weimar!

Abseits von Klassik und Moderne gibt es eine kulinarische Konstante, die mindestens ebenso viel Strahlkraft hat wie das Erbe der Dichter: die Bratwurst.

Thüringen ist das Mutterland der Rostbratwurst, und in Weimar scheint es fast so, als ob an jeder Ecke ein Bratwurststand wartet. Besonders auf dem Marktplatz reiht sich eine Bude an die andere. Zwei davon habe ich bereits getestet. Beim letzten Besuch entdeckte ich dann eine Bratwurstbude mit gewisser Prominenz. Hier sollen schon viele berühmte Menschen ihre Wurst verspeist haben. Einer von ihnen: Gerhard Schröder.

Nun muss man wissen, dass Schröder nicht nur als Ex-Kanzler und Putin-Kumpel unrühmlich in die Geschichte eingegangen ist, sondern auch als passionierter Fleischesser. Deswegen isst Gerhard Schröder natürlich einen Kraftriegel in Weimar, als er da zu Gast war und noch nicht in die Schweiz als Steuerflüchtling geflohen war.

In besseren Zeiten prägte er den legendären Ausdruck „Kraftriegel der Arbeiter“ – gemeint war die Currywurst, die in der VW-Kantine serviert wurde. Eine durchaus charmante Bezeichnung, wenn auch etwas überambitioniert. Denn sind wir ehrlich: Bei der Currywurst kommt es mehr auf die Soße als auf die Wurst an. Die Wurst selbst spielt oft nur die Nebenrolle.

Das ist bei der Thüringer Bratwurst anders. Eine gute Bratwurst ist für sich genommen schon ein Erlebnis. Und wenn sie so gut ist wie die am Weimarer Markt, dann braucht es weder Soße noch Firlefanz. Hier gibt es eine perfekt gewürzte, angenehm schwere und gekonnt gegrillte Bratwurst, die sowohl saftig als auch knackig ist.

Einziger Wermutstropfen: Der Grillmeister war schlecht gelaunt. Beim ersten Versuch, eine Bratwurst zu kaufen, hat mich seine Mürrischkeit regelrecht vertrieben. Beim zweiten Mal nahm ich meinen Mut zusammen – und wurde mit einer grandiosen Wurst belohnt.

Die Erkenntnis: Die Qualität der Thüringer Bratwurst sollte man nicht an der Laune des Bratwurstbraters messen. Und ebenso wenig an den Leuten, die sie essen. Gerhard Schröder isst einen Kraftriegel in Weimar? Na und ich eben auch.

Die Thüringer Bratwurst vom Goetheplatz Weimar

Die Weimarer Bratwurstkultur

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