Femme Fatale, ein Fanal in Hamburg
Die Hamburger Kunsthalle ist der Vorreiter des Rückschritts.
„Dieses Heft ist ein Versuch. Ein Versuch, der nur gemeinsam mit euch Leser*innen funktionieren kann.“ (Dies klingt nach einer eindeutigen Warnung)
„Die“ wollen mir, dem alten weißen Mann, mit ihrem Begleitheft eine Ausstellung näherbringen, welche einem Kunsttribunal ähnelt – Femme Fatale, ein Fanal in Hamburg.
Die Ausstellung in der Kunsthalle Hamburg „Femme Fatale“ mit dem vielsagenden Untertitel „Blick-Macht-Gender“ erinnert mich – mit Verlaub – an eine Ausstellung, die im frühen 3. Reich Kunst diffamierte und aus der öffentlichen Wahrnehmung verbannte. Was folgte, wissen wir.
„Wir hoffen, dass euch die Auseinandersetzung mit diesem Thema Spaß macht – und auch rauchende Köpfe oder Wut über Stereotype sind völlig okay! Tauscht euch darüber aus und gestaltet die Gegenwart aktiv mit! (Niveau Leistungskurs BK)
Was wollen mir die Damen – die „was mit Kunst machen“ – damit sagen. Verbrenne deine Bilder? Ich finde in diesem Pamphlet auch nicht die geringste Spur einer differenzierten Haltung. Kein Hinterfragen und Abwägen und schon gar keine Aussage zur vorgestellten Malerei, denn in jedem kunstwissenschaftlichen Diskurs kommt man nicht an den Fragestellungen zur Ästhetik vorbei. Achtung vor dem Werk anderer ist ihnen unbekannt.
Die vorgestellten Gemälde dienen lediglich als Illustrationen des Klischees einer queren Political Correctness. Und dies derart durchschaubar und platt in einer Welt, die eventuell vor einem Weltkrieg steht vorzutragen ist absurd.
Die Femme Fatale ist ein in Kunst und Literatur gern verwendeter Frauentypus.
Beispiele allein aus der Bibel sind Judit, Maria Magdalena, Salome und Delila in der klassischen Antike Pandora, Helena, Circe und die Sirenen. Es geht weiter im Mittelalter bis hin in die frühe Moderne mit Émile Zola und seiner Nana.
Und in Wirklichkeit existierten und existierten sie auch in der jüngsten Vergangenheit – die Femme Fatale. Selbstbewusst wie Alma Mahler-Werfel oder verhängnisvoll wie Mata Hari.
Die Ehefrauen und Geliebten der Diktatoren sind Mitschuldig an Massenmorden und Mütter schicken ihre Söhne für sie in den Krieg.
Eine Offizierin im besonderen Dienst der Stasi (OibE) bezirzte mich, um herauszufinden, was ich in meinem Diplomjahr malte und schrieb. Setzte also die sexuellen Waffen der Frau für den Dienst an der 2. Deutschen Diktatur ein. Andere Damen nahmen gern „Westgeld“ für horizontale Dienste. Sie kopulierten zur Mustermesse in Leipzig mit westdeutschen Geschäftsleuten im Interhotel Merkur. Bereitwillig gestatteten sie Filmaufnahmen von der Vögelei um kompromittierendes Material für angedachte (oder auch ausgeführte) Erpressungen zu produzieren. Femme fatale im Dienst des Arbeiter und Bauernstaates. Nur wenige Protagonistinnen wurden zu diesen Diensten gezwungen.
Das sind die Tatsachen und die Schlange ist ein frühes Symbol. Wir kennen es aus der Bibel.
Auch lange Haare haben eine Symbolkraft. Woher, weshalb und warum hätten die Kunsttheoretikerinnen dem geduzten Publikum doch verraten können. Aber nein. Es steht geschrieben: „Noch heute werden Frauen oft moralisch verurteilt, wenn sie ihre Sexualität frei ausleben“. Ich heule gleich! Schaue ich aus meiner Schreibstube auf den Park, sehe ich Väter Kinderwägen schieben und die Einkäufe nach Hause schleppen. Sie kochen und putzen. Nicht alle. Aber viele.
„Worunter moderne Väter leiden. Sie kochen, waschen, wickeln – und werden bevormundet und benotet. Mami weiß es eben doch am besten, Papa bleibt ein Elternteil zweiter Klasse. Worüber Männer klagen, wozu Experten raten.“ DER SPIEGEL – Artikel von Markus Deggerich, Heike Klovert, Marc Röhling und Julia Stanek vom 13.08.2021.
Die Ausstellung Femme Fatale, ein Fanal in Hamburg wurde zu 100 % von Frauen organisiert und durchgeführt. Ihr hätte es sicherlich gut getan, den „männlichen Blick“ einzubeziehen.
Erklärungen zu Kunst und Kontext? Fehlanzeige. Das ist die klassische Form der zeitgenössischen Kunstbenutzung.
Wie eine seriöse und kunstwissenschaftlich fundierte Ausstellung zum Thema Frau gemacht wird zeigt uns die Ausstellung „Susanna-Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo“ im Wallraf Museum Köln.
Der zweite Akt. Wer hätte es gedacht. Der männliche Blick wird auf das Korn genommen.
Und dies vermittels der Zuhilfenahme eines Gemäldes, das ganz aus dem Blick einer Frau besteht. Korrekt dem female gaze. Dem weiblichen Blick. Dem Sinnbild für die Frau, die die Männer bezaubert und in den Wahnsinn treibt. Homer beschreibt die Göttin Kirke. Dies ist jene Frau, welche Odysseus Gefährden in Schweine verwandelte und in einen Koben sperrte. Odysseus mußte sie mit seinem Schwert bedrohen, damit sie seine Kameraden wieder zu Menschen verwandelte.
Der Text zu diesem Bild fordert: „Gerade diese Gruppen sehen sich oft durch eine Art Spiegel und nehmen den male gaze vorweg, bewusst oder unbewusst. Aber: Den male gaze zu verstehen, bedeutet auch, ihn verlernen zu können.“
Dann frage ich mich. Was machen wir mit dem weiblichen Blick.
Gentrifizieren beide Blicke in einen sächlichen. Welcher Augenarzt nimmt die Operation vor und sollte dieser Eingriff von der Gemeinschaft finanziert werden wie das diese Ausstellung zu verantwortende Ausstellungshaus in Hamburg? Femme Fatale, ein Fanal in Hamburg sollte zum Anlass genommen werden, über Kunst, Künstler und Kunstbenutzer und natürlich deren weibliche Verreter nachzudenken.
Aber lassen wir dies. Im nächsten Absatz der Broschüre wird der alte weiße Mann zur weißen Frau geführt, um ihm seine rassistische Haltung um die Ohren zu hauen.
Was mach ich nun? Schwarze darf ich nicht malen, weil ich ein Weißer bin, und Weiße darf ich nicht malen, weil das eine rassistische Haltung aus der Kolonialzeit offenbart.
Die Kunsttheoretikerinnen erwähnen in diesem Zusammenhang auch noch TikTok. Da komme ich nicht mehr mit, weil ich mich von China nicht beeinflussen lassen und auch noch keine Chinesin nackt gemalt habe.
Ein Zitat | … nämlich jene, die wie das Clean Girl »glatte und porzellanartige Haut« haben. Bereits in dem Werk Lady Lilith von Dante Gabriel Rossetti aus dem 19. Jahrhundert lässt sich dieses eurozentristische Schönheitsideal erkennen. Lady Liliths Haut ist elfenbeinweiß, sie kämmt sich ihre am Haaransatz noch gewellten Haare glatt …
Eurozentrismus ist also böse. Oder? Ein Ideal ist böse. Werte sind böse und Pickel auf der Haut gut?
„Der Begriff Eurozentrismus beschreibt die Beurteilung nicht-europäischer Kulturen aus der Perspektive europäischer Werte und Normen. Europa bildet hier das unreflektierte Zentrum des Denkens und Handelns; Europas Entwicklungsgeschichte wird als Maßstab für jegliche Vergleiche mit anderen Ländern und Kulturen gesehen.“
Mit Verlaub. Wenn wir unsere eurozentristischen, demokratischen Werte hochgehalten hätten und mit Russland und anderen Diktaturen keine Geschäfte machen würden, sähe die Welt besser aus. Wenn auch blond und blasshäutig. Es ist unerträglich, was sich die Hamburger Kunsthalle als Einrichtung des öffentlichen Rechts für einen Bullshit erlaubt.
Was ich Ihnen dann jedoch ersparen möchte. In der Broschüre zur Ausstellung Femme Fatale in der Kunsthalle Hamburg geht es weiter mit: Rassismus, Orientalismus und natürlich darf auch der Antisemitismus nicht fehlen. Und so weiter.
Femme Fatale, ein Fanal in Hamburg sollte uns hellhörig machen.
Das Gegenbeispiel einer ideologischen Benutzung von Kunst war die Ausstellung „Susanna – Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeeToo“ Im Wallraf-Richartz-Museum Köln.
Begleitheft / Booklet
Konzept und Realisation / Concept and Realisation:
Sonja Eismann, Melanie Fahden, Selvi Göktepe,
Josephine Papke, Ruth Stamm, Andrea Weniger
Autorinnen / Authors: Sonja Eismann, Josephine Papke Redaktion / Editors:
Nanda Bröckling, Melanie Fahden, Selvi Göktepe,
Ruth Stamm, Andrea Weniger
Übersetzung / Translation: Barbara Lang
Bildrechte / Image copyrights: Elisabeth Lutz-Bachmann Gestaltung / Design: juno-hamburg.com / Nicole R. Schardt Headline Schrift / Headline font: Calyces Inc von / by Charlotte Rohde
Link zum PDF der Broschüre: FEMME FATALE BLICK-MACHT-GENDER