Die heilige Kuh oder wie ich meine Sünden verlor.
In New Mangalore hatten wir uns dann von den Strapazen der Anreise erholt und erkundeten per geführtem Ausflug das indische Festland.
Von allem etwas – aber auch zwei Tempel. Die Bedeutung von Schuhwerk in der Fremde habe ich jetzt begriffen. Um die prächtigen Tempel betreten zu dürfen, musste man dieses ablegen und stand plötzlich auf glühend heißem Stein. Von der Seite her grüßte die heilige Kuh. Ich dachte auf glühenden Kohlen zu stehen und befürchtete nicht in das Innere des Tempels vordringen zu können.
Zähne zusammenbeißen und schnellen Schrittes das Schattige erreichen.
Eine ungeahnt üppige Pracht erwartete uns und eine sehr angenehme Stimmung. Diese Religion macht was her. Der neue Papst sollte die Urheberrechte daran erwerben, um seine Kirche attraktiver zu machen. Livemusik und betörende Gerüche. Die Gläubigen wanderten umher, legten Gaben nieder und sprachen leise mit ihren Göttern. Einen Beichtstuhl war nicht zu sehen und so vermute ich, dass der Gang über den heißen Stein mir meinen Sünden nahm.
Freundlich grüßte ich die Kuh und weiter ging es zum Fischmarkt.
Den Kontrast der Gerüche brauche ich nicht zu beschreiben. Die Freundlichkeit der Inder überraschte mich, nach der behördlichen Drangsalierung bei unserer Einreise aber doch. Selbst unserem Bus wurde nachgewunken.
Die Fülle der Tropen erschlägt einen. Einiges ginge bei uns gar nicht. Die Kokospalmen am Straßenrand und überall auch sonst – zum Beispiel. Gesetzlich verboten wären diese wegen Kopfnußgefahr.
Abgeholzt ohne Wenn und Aber. Die Art, mit der in Indien Auto gefahren wird, verrät, dass die Menschen hier noch ihren Göttern vertrauen. Hupen ist übrigens erwünscht und Lastwagen tragen hinten ein Schild mit diesem Hinweis. Ohne Hupen kein Spurwechsel möglich. Nur der der hupt lebt – noch.
Beim Begrüßungsumtrunk in der Crew-Bar kamen wir auf die Einreise zu sprechen und ein erfahrener Seemann sagte, dass mit den Indern im Ausland ähnlich verfahren würde und man ihnen das – sozusagen als Gegengabe – nicht verübeln dürfe. Im Miami hätten sie ihn schon ähnlich behandelt.
Im Übrigen fahren wir jetzt in Richtung arabische Halbinsel. Der Indische Ozean verhält sich so wie schon das letzte Mal. Er spielt totes Wasser, obwohl er nicht das Tote Meer ist.
Im Hospital war heute eine Frau mit großen Schmerzen. Sie hatte Verbrennungen zweiten Grades. Der Arzt erzählte dass die Dame, nachdem sie das verabreichte Schmerzmittel eingenommen hatte, fragte ob sie jetzt wieder in die Sonnen gehen dürfe.
So was denkt sich nicht der beste Schriftsteller für einen Kreuzfahrtroman aus. Das ist Realismus pur!