Bad Laasphe im Lahntal – Zwischen Idylle, Fachwerk und Verkehrsinfarkt
Bad Laasphe im Lahntal ist ein Ort, der sich nicht so leicht in eine Schublade stecken lässt. Einerseits liegt er landschaftlich so schön, dass man fast vergisst, wo man ist – mitten im südlichsten Zipfel Westfalens, dort, wo die Lahn noch ein junger Bach ist und die Wälder dicht und ein wenig vom Borkenkäfer geschunden die Hänge emporsteigen.
Andererseits gibt es in Bad Laasphe im Lahntal diesen unsäglichen Verkehr. Wer schon einmal versucht hat, werktags durch die Stadt zu fahren, geschweige denn zu laufen, weiß, was Geduld wirklich bedeutet. Dem Lärm nach ist ein Hörsturz nicht unwahrscheinlich.
Seit Jahrzehnten wird geplant, gedacht, verworfen – und wieder von vorn begonnen. Die Rede ist von der nie gebauten Umgehungsstraße, jener sagenumwobenen Autobahn, die angeblich alles lösen sollte. Nur: Sie existiert nicht und wird wohl auch niemals existieren. Es sei denn, sie wird strategisch notwendig, um Militärkolonnen aufzunehmen.
Und so rollt Tag für Tag der Lkw-Verkehr durchs Tal, vorbei an Fachwerk, Kurpark und Bushaltestellen und den wenigen noch geöffneten Geschäften
Bad Laasphe – Zwischen Werkbank und Wald
Die Stadt Bad Laasphe lebt von der Arbeit und von der Landschaft – eine durchaus seltene Kombination.
Metallverarbeitende Betriebe prägen die Region und sichern ihren Wohlstand, während die Natur ringsum kostenlos das liefert, was für den Tourismus ein Segen ist. Das Geräusch von Hammerschlägen und Drehmaschinen gehört hier ebenso zum Alltag wie das Rauschen der Lahn. Und erklimmt man die Berge, wird es ruhig, sobald man einen Gipfel überschreitet.
In Bad Laasphe gibt es Fachwerk vom Feinsten
Was in Bad Laasphe sofort auffällt, sind die Häuser. Das Fachwerk ist keine Fassade, es ist der Charakter dieser Stadt im Lahntal.
Die Balken sind schief, die Ornamente verspielt, die Inschriften poetisch – und man sieht ihnen an, dass sie schon einiges erlebt haben. Manche stammen aus dem frühen 18. Jahrhundert, andere aus der Gründerzeit.
Detail eines reich verzierten Fachwerkhauses in Bad Laasphe mit Inschrift von 1705 und buntem Schmuckfries
Wer durch die Königstraße läuft, sieht beides – gepflegtes Fachwerk und leider immer mehr leere Schaufenster.
Das ist kein Widerspruch, sondern eine Momentaufnahme einer Kleinstadt, die sich irgendwo zwischen Tradition und Zukunft bewegt. Die Zukunft scheint der Onlinehandel zu sein. Dieser wiederum bringt noch mehr Verkehr. Ein Teufelskreis.
Herbstfarben und Hausgeschichten auf der Königstraße von Bad Laasphe
Im Herbst ist Bad Laasphe besonders schön. Dann glühen die Weinranken an den Hauswänden, die Bäume am Marktplatz leuchten wie gemalt, und über allem liegt der Geruch von feuchtem Holz und Kaminrauch.
Bad Laasphe hat in dieser Jahreszeit den Höhepunkt des Tourismus überschritten und wird gerade deshalb interessant. Denn die herbstlichen Wanderungen sind besonders reizvoll.
Bosch-Bier und andere Wahrzeichen
Zum Stadtbild gehören nicht nur Brücken und Balken, sondern auch Kneipen.
„Zum roten Ochsen“ etwa ist mehr als eine Gaststätte – es ist ein Stück Stadtgeschichte mit Blumenkästen und Bierdeckeln.
Hier trifft sich, wer Durst hat oder Gesellschaft sucht. Und wer das lokale Bosch-Bier probiert, versteht, warum man hier von regionaler Kultur spricht – nicht auf dem Papier, sondern im Glas.
Schloss Wittgenstein – der Blick von oben
Und dann wäre da noch Schloss Wittgenstein. Hoch über der Stadt ein bisschen entrückt und ganz sicher der schönste Aussichtspunkt weit und breit.
Wenn Nebel über die Hänge zieht, sieht es aus, als würde das Schloss schweben – ein Bild, das man nicht vergisst.
Bad Laasphe im Lahntal ist kein Ort für Eilige. Es ist ein Ort zum Schauen, in den Wäldern atmen und einige Tage bleiben.
Hier lebt man mit den Eigenheiten einer Stadt, die sich treu geblieben ist – mit verkehrsreichen Straßen und stillen Winkeln, mit Handwerk und Geschichte, mit Bier, Brücken und einer guten Portion Humor.
Vielleicht ist genau das ihr Geheimnis: Sie versucht gar nicht, mehr zu sein, als sie ist. Und das steht ihr ausgesprochen gut.
Mein Tipp: Ein Lahntal Urlaub mit weiten Wanderungen und einen Ausflug nach Marburg.