Eglise Notre-Dame-du-Marthuret Riom
Aufmerksamkeit ist oft ungerecht verteilt so geht es auch der Eglise Notre-Dame-du-Marthuret Riom.
Wird die Basilika Saint-Amable von Riom überall erwähnt und ausführlich beschrieben, so fristet die Eglise Notre-Dame-du-Marthuret ein kulturelles Mauerblümchendasein im öffentlich-digitalem Dasein.
Die Eglise Notre-Dame-du-Marthuret Riom aus dem 14ten Jahrhundert wird lediglich im Zusammenhang mit der Madonna mit dem Vogel des Hofbildhauers Jean de Berry genannt, deren Kopie das Portal schmückt.
Aber auch die Glasfenster finden gelegentlich löbliche Erwähnung. Alles andere bleibt im Finsteren, wie die Kirche selbst. Betritt man das im gotischen Stil des Languedoc erbaute Kirchenschiff wähnt man sich in einer Ruine. Zumindest einer Kirche, der dieses Schicksal vorbestimmt ist. Die Metzger von Riom retteten die Madonna des Protals vor der französischen Revolution. Wer rettet die Kirche heute?
Alexis Valbruns Kreuzabnahme an der morbiden Wand könnte die Idee eines wirren Kurators unserer Zeit sein und hat durchaus ihren ganz eigenen Charme.
Gerne hätte ich dieses Museumsbild bei Licht gesehen und nicht in der finstren Ecke über dem Beichtstuhl an bröselndem Gemäuer. Das ein Maler, dem das Glück schon zu Lebzeiten nicht hold war, auch postum erniedrigt wird, geht gar nicht. Wir bauen fette Museen für temporär-belanglose Novitäten und lassen Kulturdenkmäler verfallen.
Alexis Valbrun ist vor allem durch seine Porträtmalerei bekannt. Er wurde 1824 zum Grand Prix de Rom vorgeschlagen. Hatte auch einige Erfolge hielt sich jedoch mit Porträtaufträgen über Wasser.
Ein hartes und gar trostloses Künstlerschicksal. Die Kreuzabnahme von Riom, welche Alexis Valbrun mit 36 Jahren malte, verrät Qualitäten die ihm später leider nicht mehr abverlangt wurden. Oder Valbrun war nicht in der Lage an anspruchsvolle Aufträge zu kommen. Da verkümmert der Künstler. Das war damals so und ist heute so und wird morgen genauso sein. Der kompositorische Aufbau des Gemäldes ist klar, aber auch fast zu offensichtlich mit Hilfe des Goldenen Schnitts konstruiert. Andererseits ist der am Boden liegende Christus von so hoher Qualität, dass ich „hellsichtig“ wurde. Die Verkürzung makellos umgesetzt und das Inkarnat des Leichnams beachtlich, wenn nicht meisterlich zu nennen. An den Händen kann sich manch ein/e Kollege/in unserer Zeit eine fette „Scheibe abschneiden“ so er – respektive sie – sich an Figürlichkeit versucht.
Vieles scheint in den Wirren der Moderne verlorengegangen. Nicht nur das rechte Maß, sondern auch die Handwerkskunst.
Nicht sie allein bestimmt was bleibend sein wird. Aber ohne diese Fertigkeit wird alles irgendwann dem Hades des Vergessens ausgeliefert sein. Entblödete man sich doch im Jahr 2017 eine Ausstellung „Geniale Dilettanten“ zu betiteln. Egal was man damit vermitteln will – laut Duden ist der Dilettant „jemand, der sich mit einem bestimmten [künstlerischen, wissenschaftlichen] Gebiet nicht als Fachmann, sondern lediglich aus Liebhaberei beschäftigt
Der Geniale dagegen – auch laut Duden: bahnbrechend, befähigt, begabt, begnadet, berufen, einfallsreich, erfindungsreich, geistreich, geistvoll, genialisch, hell, hochbegabt, ideenreich, intelligent, originell, produktiv, schöpferisch, talentiert; (bildungssprachlich) ingeniös, kongenial, kreativ, mit Esprit; (umgangssprachlich) mit Köpfchen, pfiffig; (emotional) gottbegnadet; (landschaftlich, besonders berlinisch) helle
- ausgezeichnet, bestechend, blendend, brillant, erstklassig, grandios, großartig, hervorragend, meisterhaft, sehr gut, sehr schön, vortrefflich, vorzüglich; ….
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Haben die KuratorInnen noch alle Termini im Schrank. Kompass verlorengegangen. Oder was?
Ganz finster und versteckt hing noch ein anderes Großformat in der Eglise Notre-Dame-du-Marthuret Riom. Auch dies scheinbar nicht von minderer Qualität.
Bei den vier Skulpturen, auch versteckt in Nischen, kam mir Permoser in den Sinn. Meinem Gefühl nach sind diese dem Barock zuzuordnen.
Sehr schöne farbige Fassung. Es hat schon was, diese Figuren auf einem morbiden Untergrund zu sehen. Ich bin aber um so gespannter, wie diese sich auf einer restaurierten Fläche machen. Gut abgetöntes Weiß. Offenporig mit Mineralfarben aufgetragen. Mineralfarben von hoher Qualität erzeugen eine immense Tiefe. Man sollte nicht vergessen, dass Licht und Farbe beim gotischen Kirchenbau eine große Rolle spielten.