Zur alten Zeit - Lokal in Wittenberg

Schaufenster sind die Gesichter einer Stadt. Sie erzählen, was war und zeigen, was ist.

Zur alten Zeit steht über einem Schaufenster einer Kneipe, die sich Bistro nannte und jetzt geschlossen ist. Diese Lokalität befindet sich auf der Straße, die in die Innenstadt von Wittenberg führt. Augenscheinlich ist dieses Lokal nach dem Mauerfall eröffnet wurden. Gern hätte ich das „Innenleben“ dieser Lokalität gesehen. Jedoch scheint dies nicht mehr möglich zu sein. Außer es kommen bessere Zeiten für die Gastronomie und die „kleine Kneipe“ wird wiederbeatmet und zu neuem Leben erweckt.

Wirtshäuser tragen in der Regel positive Namen. Zur Erholung fällt mir ein. Oder das berühmte Leipziger Plauderstübchen. Kneipen mit dem Namen zur alten Zeit haben es jedoch nicht leicht. Neben dem Wittenberger Modell hat auch die Bochumer Kneipe mit demselben Namen für immer geschlossen. Wird die alte Zeit international, so scheint diese überlebensfähig zu sein, wie man am Restaurant Alte Zeit in Kaast sehen kann.

Wie die Melancholie wurde die Sehnsucht nach der alten Zeit lange negativ gesehen.

In den 1970-er Jahren stellte der Soziologe Fred Davis in seinem Buch »Yearning for Yesterday: A Sociology of Nostalgia« fest, dass die Nostalgie auch positive Seiten haben kann. Kindheitserinnerungen sind positiv besetzt und der Blick zurück, kann eine eigene Identität schaffen.

Jedoch kann ich ihm nicht zustimmen, wenn er mit der Behauptung um die Ecke kommt, das die Nostalgie, die Zufriedenheit der Menschen steigert.

Die DDR-Nostalgie führ zu einem Demokratieverdruss. Natürlich ist es verständlich, dass der Mensch seine Biografie nicht entwertet sehen will. Allerdings gerät dieses „Schönsten“ zu einer ART der Verdrängung die gesellschaftlich schädlich ist. Denn die Verdrängung des Unrechtsstaates ist der erste Schritt zu einem neuen Unrechtsstaat.