Wertlose Aktien sind kein unnützes Papier
Der Wert eines Wertpapiers ist manchmal nicht mehr der Rede wert, wenn die Wertschöpfung fehlt.
Aber wertlose Aktien sind dann trotzdem nicht wertlos, denn Sammler sammeln gern wertlose Dinge, welche eine Vergangenheit haben und Künstler sind ohnehin für die Werterneuerung zuständig. Der Aktiensammler sammelt leidenschaftlich die Leichen der Wirtschaft, kann dadurch aber trotzdem die Wirtschaft nicht retten. Aber die wertlosen Aktien bekommen so einen neuen Wert. Auch dieser ist ein Wirtschaftswert, denn er bemisst sich nach Angebot und Nachfrage. Dies ist das Elixier jeglichen wirtschaftlichen Handelns.
Aktien gehören zur Gattung der Wertpapiere.
Nach der Definition ist dieses eine Urkunde. Oder besser; ein verbrieftes Vermögensrecht welches verspricht ein anderes Papier gegen den Tausch des werthaltigen Papiers zu bekommen. Entweder eine andere Urkunde – zum Beispiel eine Aktie – oder auch anderes bedrucktes Papier. Papiergeld. Von diesem könnte man sich dann Schreibpapier kaufen oder Büttenpapier, um darauf eine Zeichnung zu verfertigen. Ob coloriert oder nicht tut dabei nichts zur Sache.
Es gibt natürlich Zeiten, da bekommt man für früher werthaltige Papiere noch nicht mal mehr ein Stück Brot, obwohl Wertpapiere meist aus wertvollem Papier (Hadernpapier) bestehen und aufwendig gestaltet sind.
Auch Künstler benötigen Brot. Alfons Mucha gestaltete dann schon mal Aktien und selbst die Reproduktion des Gemälde „Merkur und Argos“ von Diego Velazquez ziert ein Wertpapier. Das war aber zu Zeiten, in denen Urheberrechte noch keine Rolle spielten.
Es bleibt die Schlussfolgerung.
Man kann durch die Veräußerung von Wertpapieren Papiergeld bekommen und mit diesem wertvolles Papier erwerben, um darauf zu zeichnen, malen oder auch zu schreiben. Um diese schwierige Prozedur zu umgehen habe ich direkt auf die eigentlich wertlosen Wertpapiere gemalt und auch gezeichnet und sie somit werterneuert.
Wissenschaftlich betrachtet nennt sich diese Art Kunst zu produzieren Palimpsest.
Ursprünglich haben die alten Griechen aus Mangel an Schreibmaterial beschriebene Manuskripte, nach dem das Geschriebene nicht mehr von Belang war, durch Waschen oder Abschaben der aufgebrachten Farbe wieder gereinigt und nochmals verwendet. Dies ist nachhaltiger Umgang mit Ressourcen. In der neueren Kunstgeschichte wird das Palimpsest als Kunstform benutzt. Die Surrealisten und vor allem Kurt Schwitters nutzen den schöpferischen Umgang mit gebrauchten Materialien gern.
Wertlose Aktien aus früheren Zeiten sind kunstvoll gestaltet und im Tiefdruck sehr aufwendig gedruckt.
Schriften werden in die Darstellung eingebunden und durch eigenes Tun eine Geschichte irgendwie weitererzählt. Denn wertlose Aktien haben viel zu erzählen und sind nicht nur schön.