Wie male ich mit Ölfarbe in alter Technik
Immer häufiger werde ich gefragt: Wie male ich mit Ölfarbe in alter Technik? Und hier folgt die Erklärung.
Zuerst schauen wir weit zurück, denn meine an dieser Stelle vorgestellte Maltechnik wurde schon um 1500 von der Werkstatt Cranachs verwendet. Allerdings entdeckt man Ölmalereien schon viel früher. Die ersten Zeugnisse sind Mitte des 13. Jahrhunderts nachgewiesen. Jan van Eyck ist der bekannteste Vertreter der Ölmalergilde.
Immer wieder kommt die Frage auf – wie male ich mit Ölfarbe in alter Technik. Ich erlernte dieses Handwerk 1981 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. In der Folgezeit wandelten sich meine stilistischen Ambitionen und ich benutzte unter anderem auch die Primamalerei. Selbst dicke, schrundige Farbschichten sind mir nicht fremd. Aber heute schauen wir zurück in das Jetzt. Und da wird lasiert.
Einige Grundlagen
- Die Pigmente werden mit Öl (meist Leinöl) angerieben und zu einer cremigen Paste verarbeitet
- Ölfarbe hat leuchtendere Farbe als die matte Temperamalerei
- Ölfarbe hat eine längere Trocknungszeit
- Sie kann sehr dünn oder dick (pastos) aufgetragen werden
- Ölfarbe ist gegenüber Tempera widerstandsfähiger gegen Umwelteinflüssen
- In der Regel werden Ölbilder nach der Trocknungszeit mit einem Schutzfirnis überzogen.
- Der Firnis für Ölbilder besteht aus in rektifizierten Terpentinöl gelösten Harzen.
- Nachteil: Ölgemälde bekommen im Alterungsprozess ein Netz von Rissen – Krakelüre genannt.
- Ölbilder werden vom Publikum als hochwertiger angesehen
Die Kunstinteressenten wollen Ölbilder sehen, gelegentlich kaufen, aber keinen Technikkurs belegen.
Die Frage – wie male ich mit Ölfarbe in alter Technik – ist also nicht einfach zu beantworten.
Denn zuerst benötigen wir einen Bildträger. Bis weit in das 16. Jahrhundert hinein wurde meist auf Holz gemalt. Gelegentlich auch auf Metall, wobei Kupfer bevorzugt wurde. Danach setzte sich die Leinwand durch. In dieser Hinsicht habe ich Glück, zu den Spätgeborenen zu gehören. Holztafeln auf die Staffelei zu wuchten und hin und her zu schleppen wäre nicht mein Ding. Zumal ich keine Gesellen habe und für das Wohlergehen meines Rückens ohnehin schon regelmäßig zu einer Thaimassage gehen muss.
Bevor die Imprimitur aufgetragen wird, bringe ich die Vorzeichnung mit einem Kohlestift auf.
Wegen des modernen Gesundheitsbewusstseins kommt es schon bei diesem Arbeitsgang zur ersten Abweichung von der althergebrachten Technik.
Wenngleich manche LeserInnen den Begriff deflorieren, für die Tätigkeit des Malens befremdlich finden werden, glaube ich, es gibt keinen besseren.
Schließlich kommt der nächste Schritt zum fertigen Bild und schon wieder eine Abweichung von der traditionellen Technik.
Denn eigentlich verwendet man für die Weißhöhung Eitempera. Natürlich selber angemacht. Ganz einfach. Ei, Leinöl und Wasser zu einer Emulsion verarbeiten und auf der Palette mit Titanweiß oder Zinkweis anreiben. Schön, gut und authentisch.
Aber der Kühlschrank stinkt, sobald man ein paar Tage außer Haus ist, weil man die Temperafarbe wegen ihrer geringen Haltbarkeit dort lagert und vergammelt.
Obwohl die selbst angeriebene Farbe das gewisse Etwas hat, nehme ich inzwischen auch für die Weißhöhung Acrylfarbe aus der Tube. Diese lässt sich nicht nur besser verarbeiten, sondern ist stabiler und löst sich nicht auf, wenn man das Ganze mehrmals übermalt. Gleiches gilt für den Fall, dass das Gemälde nach der Fertigstellung feucht wird.
Eine hochwertige Acrylfarbe in Künstlerqualität ist gilbungsfrei hoch flexibel und wasserunempfindlich. Beim übermalen mit transparenten Ölfarben dringt das Licht durch die dünne Farbschicht und das Bild gewinnt an Tiefe und Brillanz.
Wie male ich mit Ölfarbe in alter Technik, ist also keine einfach zu beantwortende Frage.
Entsprechend lange dauert nicht nur der Malprozess, sondern auch die Beschreibung. Primamalerei geht schneller, kann aber einige – nicht unwichtige – Effekte nicht erzeugen. Durch die Weißhöhung wird die Grundlage geschaffen, eine hohe Farbbrillanz und Tiefe zu erreichen. Denn in der Folge werden sehr dünne Farbschichten über das Weiß gelegt. Der Untergrund scheint durch und die Farbe leuchtet viel stärker als eine deckend Aufgetragene.
In meinen prima gemalten, wilden Zeiten habe ich kiloweise Ölfarbe aufgetragen. Bei der Lasurmalerei genügen Haselnussgroße Mengen hochpigmentierte Farbe um große Flächen zum leuchten zu bringen.
Da diese Farben qualitativ wertig waren, kam schnell eine fünfstellige Summe zusammen. Derzeit benutze ich vorwiegend Old Holland oder Schminke Mussini – die High-End Produkte für die Ölmalerei. Immerhin möchte ich einige Jahre Garantie geben. So wie Cranach ungefähr. Bis ins Jahr 2576.
Um so reiner und hochwertiger die Pigmente der verwendeten Ölfarben sind, umso brillanter wirkt das Gemälde.
Wenngleich der Preis „gefälschter“ Farben günstiger ist, so hat der Inhalt herzlich wenig mit einer „Künstlerölfarbe“ zu tun.
Mit ökonomischem Arbeiten hat diese Art der Malerei sehr wenig zu tun. Was den Zeitaufwand betrifft. Andererseits ist der Farbeinsatz um einiges geringer als bei der Primamalerei
Technik ist Technik und keine Kunst. Aber ohne Technik sind künstlerische Umsetzungen unmöglich.
Nichtsdestotrotz gibt es auch jüngere Kollegen, die die traditionellen Techniken in brillanter Form für sich zu nutzen wissen.
Obwohl die Zeit nicht danach ist, sollte man sich Zeit nehmen und die Frage stellen – wie male ich mit Ölfarbe in alter Technik?
Fahren wir fort mit der technischen Unterweisung.
Schließlich wird über die Weißhöhung in mehreren Schichten lasierende Ölfarbe aufgetragen. Übrigens ist dieser Farbauftrag die größte Gefahr im Malprozess und eine Herausforderung für den Maler. Fett auf mager. Wer dieses Prinzip nicht beachtet hat früher oder später ein Problem. Denn es geht einerseits um die Verbindung der Farbschichten untereinander und um deren Ausdehnungsverhalten.