Bleiwasser im Piratengebiet
Bleiwasser im Piratengebiet – darüber schrieb schon Joseph Conrad.
Noch einmal zu den Seetagen vom Oman nach Ägypten. Da ich diese Strecke zum zweiten Mal zurücklegte und denselben Eindruck vom Arabischen Meer hatte wie bei meiner Reise nach Dubai vor einigen Jahren, mache ich mir über dieses Meer so meine Gedanken. Dieses Wasser! Es liegt wie Blei da und scheint zähflüssig zu sein. Regelrecht finster ist es, wenn man über die Reling in den Abgrund blickt. Die Luft hat auch eine ungewöhnliche Konsistenz.
Das Bleiwasser im Piratengebiet ist anders als das Meer vor Indien oder Brasilien. Bedrohlich.
An der jemenitischen Küste fahren wir volle Kraft voraus im Konvoi durch den Golf von Aden in das Rote Meer. Die Sonnenuntergänge haben etwas Endzeitliches. Freilich werde ich der Subjektivität beschuldigt, wenn ich, ganz vorsichtig natürlich, anmerke … also es wundert mich nicht, dass sich die Menschen in diesem Gebiet die Schädel einschlagen. Und so weiter. Eventuell hatte Gott ja nicht geplant, dieses Gebiet zu besiedeln. Politisch korrekt ist meine Aussage nicht. Ich kann nichts dafür. So habe ich das Klima empfunden, und der böse Taxifahrer, der uns einsperrte, um mehr Geld zu erpressen, hat sicher das Seine dazugetan, obwohl ich die Sache ja eher sportlich gesehen habe und plötzlich laut – und dazu auch noch auf Englisch – schimpfen konnte. Eine Hand hätte ihm der Sultan sicher abhacken lassen, wenn ich ihn angezeigt hätte. Finde ich ja nicht o.k. Eventuell können die sich aber nicht anders behelfen – bei dem Wetter.
Jetzt fragen Sie mich sicher: Was sollen wir tun? Außenminister mit unserer Verfassung hinschicken? „Guckt mal, was wir da Schönes haben – wir guten Menschen.
Unser letzter Völkermord ist nun auch schon eine Weile her. Kann sich nur noch Omma daran erinnern. (Oder auch nicht)“ Panzer sollten wir den Saudis jedenfalls nicht verkaufen.
Es macht auf die Dauer einfach ruppig, das Wetter da unten. Und es passt ja auch zu meiner Wahrnehmung, dass uns die Saudi-Araber nicht in ihr Hoheitsgewässer ließen, obwohl wir einen Notfall an Bord hatten und damit internationales Seerecht brachen. Auf der westlichen Seite des Roten Meers dann Eritrea mit einem traurigen Listenplatz nahe Nordkorea betreffend Menschenrechte. Yemen Somalia unweit. Eine hilflos machende Ecke. Wenn ich im Nachhinein so darüber nachdenke.
Das nächste Mal berichte ich von Luxor und seinem Karnak-Tempel, dem Tal der Könige und den lästigen Verkäufern, die unseren Versicherungskonzernen mehr Umsatz bescheren würden, wenn sie in der Bundesrepublik eine Arbeitserlaubnis bekommen würden.
INFOBOX
Piraten im Golf von Aden: Eine maritime Bedrohung
Der Golf von Aden, gelegen zwischen dem Horn von Afrika und der Arabischen Halbinsel, ist nicht nur eine der meistbefahrenen und strategisch wichtigsten Wasserstraßen der Welt, sondern auch ein Hotspot für Piraterie. In den letzten Jahren haben Piratenangriffe in diesem Gebiet dramatisch zugenommen und stellen eine ernsthafte Bedrohung für die internationale Schifffahrt dar.
Die Bedrohung durch Piraten
Die Piraterie im Golf von Aden ist ein komplexes Phänomen, das aus verschiedenen Gründen gedeiht. Einer der Hauptgründe ist die politische Instabilität in der Region, insbesondere in Ländern wie Somalia, das lange Zeit von Bürgerkriegen und Konflikten geplagt wurde. Die schwache oder nicht vorhandene staatliche Autorität in einigen Küstengebieten ermöglicht es den Piraten, ihre Aktivitäten relativ ungehindert auszuüben.
Darüber hinaus spielen wirtschaftliche Faktoren eine Rolle. Für viele junge Männer in der Region bietet die Piraterie eine lukrative Einnahmequelle in einem Umfeld, das von Armut und Arbeitslosigkeit geprägt ist. Die Aussicht auf hohe Lösegelder für entführte Schiffe und Besatzungsmitglieder lockt viele dazu, sich der Piraterie anzuschließen.
Auswirkungen auf die internationale Schifffahrt.
Die Aktivitäten der Piraten im Golf von Aden haben erhebliche Auswirkungen auf die internationale Schifffahrt und den Welthandel. Schiffsbetreiber sehen sich gezwungen, teure Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um ihre Fracht und Besatzungen zu schützen. Dies umfasst den Einsatz von Sicherheitspersonal an Bord, die Umleitung von Schiffen auf alternative Routen und die Vermeidung bestimmter gefährlicher Gebiete.
Die Kosten für diese Maßnahmen werden oft auf die Verbraucher übertragen, was zu höheren Versandkosten und Preisen für importierte Waren führen kann. Darüber hinaus kann die Bedrohung durch Piraterie dazu führen, dass bestimmte Schifffahrtsrouten vermieden werden, was die Effizienz des globalen Handelsnetzwerks beeinträchtigen kann.
Internationale Bemühungen zur Bekämpfung der Piraterie.
Die internationale Gemeinschaft hat Maßnahmen ergriffen, um der Piraterie im Golf von Aden entgegenzuwirken. Die Operation Atalanta der Europäischen Union und die Combined Task Force 151 der Vereinigten Staaten sind zwei Beispiele für multinationale Militäreinsätze, die darauf abzielen, Piratenangriffe zu verhindern und zu bekämpfen.
Darüber hinaus wurden Schutzzonen eingerichtet und Best Practices für die Schifffahrt entwickelt, um die Sicherheit von Schiffen und Besatzungen zu verbessern. Dennoch bleibt die Piraterie eine anhaltende Herausforderung, die weiterhin internationale Aufmerksamkeit und Zusammenarbeit erfordert.
Fazit
Die Piraterie im Golf von Aden ist eine ernsthafte Bedrohung für die internationale Schifffahrt und den Welthandel. Trotz der Bemühungen der internationalen Gemeinschaft bleibt sie eine anhaltende Herausforderung, die politische Stabilität, wirtschaftliche Entwicklung und eine koordinierte internationale Reaktion erfordert. Nur durch eine umfassende und kooperative Herangehensweise können wir die Piraterie im Golf von Aden wirksam bekämpfen und die Sicherheit der Schifffahrt in dieser wichtigen Region wiederherstellen.